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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Montag, 19. Februar 2018

Namibia


Vor 13 Jahren haben wir den Lonely Planet für Namibia gekauft! Damals, kurz nach dem Besuch Südafrikas und vor allem des Krüger National Parks, waren wir so begeistert von den Pirschfahrten und wollten sofort wieder in den Süden Afrikas.
Irgendwie hat das nicht geklappt, und als wir 2016 endlich wollten, war unsere Tour ausgebucht.


Die Rundreise war ohnehin ein Fehler! Wir wollten sie unbedingt, um die ca. 4.000 km, die es braucht, das ganze Land zu sehen, nicht selbst fahren zu müssen. Da diese Touren nur zwei Tage Pirschfahrten in Etosha beinhalten, haben wir noch zwei Wochen drangehängt und sind 2.300 km selbst gefahren. Da hätten wir uns die langen Busfahrten, bis zu 8 Stunden am Tag, sparen und gemütlich vier Wochen entspannt reisen können.


Nein, so ganz schlecht war die Rundreise nicht, nur einige in der Gruppe waren nervig, denen musste man aus dem Weg gehen. Die Unterkünfte waren mehrheitlich gut und wir haben alles gesehen, was es da so gibt in Namibia. Unser Reiseleiter war wenig informativ und machte sich gern rar, er war wohl des Reiseführens leid und brauchte eine Auszeit, nachvollziehbar, aber inakzeptabel.


Namibia, da MUSS man hin – aber bitte selbst fahren und unbedingt im 4WDrive.
Nur 25 % der Strassen sind asphaltiert, einige Routen in Etosha sind soooo schlecht, dass wir unsere Geschwindigkeit, aus Mitleid mit unserem Auto, auf 25 kmh reduzieren. Im SUV sitzt man höher und sieht so die, bis zu 20 Std. pro Tag faul im hohen Gras liegenden Löwen, sehr viel besser!


Windhoek finden wir nicht so prickelnd und Diamantenschleiferei begeistert uns auch nicht. Die paar alten Kolonialbauten sind nur bedingt sehenswert, also nichts wie weg!


Die Etosha-Pfanne liegt im Norden des Landes und ist voller Löwen. Wir fahren von Camp zu Camp, übernachten dort und buchen immer den Early-Morning-Drive: 5:30, da sieht man am meisten – aber nicht immer, und es ist saukalt auf diesen offenen Jeeps bis die Sonne gegen 8:00 höher am Himmel steht und die Luft sich langsam erwärmt. Drei Stunden sind lang und Frühstück gibt’s erst nachher.


Die Guides kennen sich aus. Wir hören den Löwen schon im Camp brüllen, denken, er ist vielleicht direkt nebenan, aber es dauert, bis wir ihn kilometerweit später entdecken. Er brüllt einer Löwendame zu, sie treffen und umkeisen sich in der Savanne und zotteln dann gemächlich zum nächsten grösseren Strauch, um im Schatten auszuruhen und … wer weiss? Die Brennweite des Fernglases reicht nicht.


Ein anderes Mal bremst der Jeep abrupt. Drei Meter neben uns liegen zwei männliche Löwen im Schatten. Die hätten wir nicht gesehen! Der Guide setzt zurück und wir blicken ihnen direkt ins Auge. Der Jüngere springt auf und starrt uns verwirrt an, der Alte blinzelt gelangweilt, hebt nur langsam den Kopf und bleibt liegen.


Auch tagsüber sehen wir Löwen, alle denkbaren Antilopen und Zebras in riesigen Herden, Hyänen, Schakale, Warzenschweine, Strausse, Giraffen, Elefanten und auch ein paar Spitzmaulnashörner, Geier, etc. 


Gepard und Leopard machen sich rar, wie vor 13 Jahren. Man sieht sie auf Fotos in den Camps.


Wir lieben Oryxe, die stattlichen Kuhantilopen. Sie sind wunderschön gezeichnet, haben meterlange gerade Hörner und sind ganz nebenbei die Wappentiere des Landes.


Keine Angst vor wilden Tieren! ... auch nicht im offenen Jeep.
Im unwahrscheinlichen Fall (!?!) einer Reifenpanne ruft man an – im nächsten Camp. Schon nach wenigen Kilometern haben wir kein Netz mehr! Aussteigen streng verboten, aus-dem-Fenster-lehnen ebenfalls.


An übersichtlichen, flachen Stellen darf dann einer draussen den Reifen wechseln, der andere hält Ausschau ... – aufpassen, dass sich das löwenhohe, löwenfarbige Gras nicht bewegt.


Ach was! ... no problem – Löwen mögen am liebsten Zebras, die haben leckeres fettes Fleisch, und schon eins dieser wunderschönen Streifentiere reicht für ein kleineres Rudel. Springböcke, die Wappentiere Südafrikas, wären zu klein, an denen ist nicht genug dran, und ausserdem haben Löwen wenig Chancen, sie zu fangen. 


Springböcke springen meterhoch und noch viel weiter und sind sehr schnell! Deshalb grasen sie gelangweilt in sicherem Abstand und springen nur mal kurz, wenn der Löwe sich bewegt.


Leoparden lieben Impalas und für Geparden sind wir zu gross – oder?! Letztere können Springböcken schon eher gefährlich werden.


Wir beobachten immer wieder staunend, wie gelassen sich Beutetiere angesichts der drohenden Gefahr verhalten. Eine Herde Zebras, vielleicht vierzig von ihnen, blicken mehr oder weniger gespannt auf fünf sich nähernde Löwen und halten ca. 50 m Abstand. Kommen die Löwen näher, gallopieren sie ein paar Meter weiter und bleiben wieder stehen. Wenn die Löwen stehen bleiben, um die Lage zu sondieren, beginnen die Zebras wieder zu grasen, nur ein oder zwei beobachten die Situation. Es ist Vormittag, die Sonne gewinnt an Höhe, es wird immer heisser. Zebras wissen, dass die Löwen sich bald zur Ruhe legen werden – nur Geduld! … und in der Herde ist man sicher – mehr als einen wird es schon nicht erwischen.


Plötzlich laufen zwei der Löwen an, blitzschnell nähern sie sich der Lieblingsspeise. Die Herde stiebt in zwei Teilen nach rechts und links auseinander und gallopiert, was das Zeug hält. Ein kleines Zebra überlegt sich in letzter Sekunde die Gruppe noch zu wechseln. Es klappt, sie kommen davon, die Löwen geben auf. Das Kleine wäre beinah leichte Beute geworden.


Als Deutsche kann man sich zu Hause fühlen in Namibia – alle sprechen Deutsch! Im Hotel kommt uns Englisch erst gar nicht in den Sinn, wenn wir mit 'Guten Tag!' begrüsst werden. Restaurants, auch in den entlegendsten Dörfern, haben Schnitzel und Schweinshaxe auf der Speisekarte und in Cafés mitten in der Wüste schlemmen wir Apfelstreuselkuchen mit Sahne.


Zentrum des Deutschtums ist Swakopmund, dort gibt es ein Brauhaus mit mehreren deutschen Bieren vom Fass, rheinischem Sauerbraten und Bratwurst mit Sauerkraut. In einer 'Bäckerei' stehen lauter schwarze, einheimische Damen hinter der Theke und vermelden in bestem Deutsch: „Der Bienenstich ist heute ganz frisch!“


Der junge, deutsch-namibische Apotheker ist in Swakopmund geboren, seine Mutter ist aus Köln und der Vater schon in dritter Generation in Namibia – der Herr, der mich im Trekkingfachgeschäft bedient, schon in vierter.


Weshalb man uns Deutsche so liebt? Wegen des Geldes, dass die zweitgrösste Touristengruppe nach den Südafrikanern ins Land spült? Vielleicht!
An der unrühmlichen deutschen Vergangenheit auf südwestafrikanischem Boden kann es nicht liegen. Im Buchladen stapeln sich Bücher über diese Epoche, die meisten sind nicht nur unkritisch, sie glorifizieren sogar. Beim Lesen der Geschichte treibt es einem wieder einmal Schamröte ins Gesicht und Tränen in die Augen.


Es kann nur sein, dass die nachfolgende südafrikanische Mandatszeit der Bevölkerung keine besseren Erinnerungen bietet. … und Zeitzeugen aus dem frühen 20. Jahrhundert gibt es nicht mehr.


Zurück in Windhoek warten wir auf den abendlichen Rückflug in unserem angenehmen Hotel. Es ist knüppeldicke voll und laut bis spät in die Nacht. Die SWAPO hält ihren jährlichen Kongress just an diesen zwei Tagen in diesem Hotel ab!
Die Regierungspartei hält sich seit den frühen 90ern an der Macht, stellte bisher immer den Präsidenten und ist in jedem kleinen Kaff mit einem Büro präsent.
Die Delegierten strömen aus allen Ecken des Landes herbei, sind mehrheitlich fröhlich, essen sich satt an den überlaufenden Buffets morgens, mittags und abends, freuen sich, die Kollegen zu treffen und feiern eben.


An der Rezeption raunt man uns zu, dass wir unser Zimmer auf dem selben Flur haben, auf dem auch die Präsidentensuite liegt – auch er reist am Abend zuvor an. Er wohnt in seinem Palast zwar nur einmal um die Ecke, aber, am nächsten Morgen sind die Strassen gesperrt, für die Limousinen der Regierungsmitglieder, da kommt keiner mehr durch.


Beim Frühstück können wir beobachten, wie untere Parteichargen von oberen gebrieft werden, wie man sich bei den wichtigen Abstimmungen zu verhalten habe – einer redet, die anderen hören zu. Ein äusserlich sehr wichtig aussehender Herr kommt direkt an unserem Tisch vorbei und grüsst höflich. Ich frage ihn: „Are you somebody important?“ „No,“ he says, „I'm only trying to organise the next elections.“ … und: „Are you from Germany?“ Und dann erzählt er uns in fast akzentfreiem Deutsch, er habe in München studiert.


Leider hören wir von so vielen Namibiern, dass diese, in den 80igern mit gestreckter linker Faust angetretenen, erfolgreichen Freiheitskämpfer vielfach tief im Morast der Korruption ihr Geschäft betreiben.


Wir waren sehr gern da, haben uns dauerhaft wohl und sicher gefühlt, wurden sooo freundlich empfangen und behandelt, und es war alles so deutsch-sauber, wir haben lecker gegessen und getrunken, die Landschaften genossen und uns an den wilden Tieren erfreut.


Den Rest entnehmen Sie bitten den gängigen Reiseführern! Danke.

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