Namibia
Vor
13 Jahren haben wir den Lonely Planet für Namibia gekauft!
Damals, kurz nach dem Besuch Südafrikas und vor allem des Krüger
National Parks, waren wir so begeistert von den Pirschfahrten und
wollten sofort wieder in den Süden Afrikas.
Irgendwie
hat das nicht geklappt, und als wir 2016 endlich wollten, war unsere
Tour ausgebucht.
Die
Rundreise war ohnehin ein Fehler! Wir wollten sie unbedingt, um
die ca. 4.000 km, die es braucht, das ganze Land zu sehen, nicht
selbst fahren zu müssen. Da diese Touren nur zwei Tage Pirschfahrten
in Etosha beinhalten, haben wir noch zwei Wochen drangehängt und
sind 2.300 km selbst gefahren. Da hätten wir uns die langen
Busfahrten, bis zu 8 Stunden am Tag, sparen und gemütlich
vier Wochen entspannt reisen können.
Nein, so
ganz schlecht war die Rundreise nicht, nur einige in der Gruppe
waren nervig, denen musste man aus dem Weg gehen. Die Unterkünfte
waren mehrheitlich gut und wir haben alles gesehen, was es da so gibt
in Namibia. Unser Reiseleiter war wenig informativ und machte
sich gern rar, er war wohl des Reiseführens leid und brauchte
eine Auszeit, nachvollziehbar, aber inakzeptabel.
Namibia,
da MUSS man hin – aber bitte selbst fahren und unbedingt im
4WDrive.
Nur 25 %
der Strassen sind asphaltiert, einige Routen in Etosha sind soooo
schlecht, dass wir unsere Geschwindigkeit, aus Mitleid mit unserem
Auto, auf 25 kmh reduzieren. Im SUV sitzt man höher und sieht so
die, bis zu 20 Std. pro Tag faul im hohen Gras liegenden Löwen, sehr
viel besser!
Windhoek
finden wir nicht so prickelnd und Diamantenschleiferei
begeistert uns auch nicht. Die paar alten Kolonialbauten sind nur
bedingt sehenswert, also nichts wie weg!
Die
Etosha-Pfanne liegt im Norden des Landes und ist voller Löwen.
Wir fahren von Camp zu Camp, übernachten dort und buchen immer den
Early-Morning-Drive: 5:30, da sieht man am meisten – aber
nicht immer, und es ist saukalt auf diesen offenen Jeeps bis
die Sonne gegen 8:00 höher am Himmel steht und die Luft sich langsam
erwärmt. Drei Stunden sind lang und Frühstück gibt’s erst
nachher.
Die
Guides kennen sich aus. Wir hören den Löwen schon im Camp
brüllen, denken, er ist vielleicht direkt nebenan, aber es
dauert, bis wir ihn kilometerweit später entdecken. Er brüllt einer
Löwendame zu, sie treffen und umkeisen sich in der Savanne und
zotteln dann gemächlich zum nächsten grösseren Strauch, um im
Schatten auszuruhen und … wer weiss? Die Brennweite des Fernglases
reicht nicht.
Ein
anderes Mal bremst der Jeep abrupt. Drei Meter neben uns liegen
zwei männliche Löwen im Schatten. Die hätten wir nicht
gesehen! Der Guide setzt zurück und wir blicken ihnen direkt ins
Auge. Der Jüngere springt auf und starrt uns verwirrt an, der Alte
blinzelt gelangweilt, hebt nur langsam den Kopf und bleibt liegen.
Auch
tagsüber sehen wir Löwen, alle denkbaren Antilopen und Zebras in
riesigen Herden, Hyänen, Schakale, Warzenschweine, Strausse,
Giraffen, Elefanten und auch ein paar Spitzmaulnashörner, Geier,
etc.
Gepard und Leopard machen sich rar, wie vor 13 Jahren.
Man sieht sie auf Fotos in den Camps.
Wir
lieben Oryxe, die stattlichen Kuhantilopen. Sie sind wunderschön
gezeichnet, haben meterlange gerade Hörner und sind ganz nebenbei
die Wappentiere des Landes.
Keine
Angst vor wilden Tieren! ...
auch nicht im offenen Jeep.
Im
unwahrscheinlichen Fall (!?!) einer Reifenpanne ruft man an – im
nächsten Camp. Schon nach wenigen Kilometern haben wir kein Netz
mehr! Aussteigen streng verboten, aus-dem-Fenster-lehnen
ebenfalls.
An
übersichtlichen, flachen Stellen darf dann einer draussen den Reifen
wechseln, der andere hält Ausschau ... – aufpassen, dass sich
das löwenhohe, löwenfarbige Gras nicht bewegt.
Ach was!
... no problem – Löwen mögen am liebsten Zebras, die haben
leckeres fettes Fleisch, und schon eins dieser wunderschönen
Streifentiere reicht für ein kleineres Rudel. Springböcke, die
Wappentiere Südafrikas, wären zu klein, an denen ist nicht genug
dran, und ausserdem haben Löwen wenig Chancen, sie zu fangen.
Springböcke springen meterhoch und noch viel weiter und sind sehr
schnell! Deshalb grasen sie gelangweilt in sicherem Abstand und
springen nur mal kurz, wenn der Löwe sich bewegt.
Leoparden
lieben Impalas und für Geparden sind wir zu gross – oder?!
Letztere können Springböcken
schon eher gefährlich werden.
Wir
beobachten immer wieder staunend, wie gelassen sich Beutetiere
angesichts der drohenden Gefahr verhalten. Eine Herde Zebras,
vielleicht vierzig von ihnen, blicken mehr oder weniger gespannt auf
fünf sich nähernde Löwen und halten ca. 50 m Abstand. Kommen die
Löwen näher, gallopieren sie ein paar Meter weiter und bleiben
wieder stehen. Wenn die Löwen stehen bleiben, um die Lage zu
sondieren, beginnen die Zebras wieder zu grasen, nur ein oder zwei
beobachten die Situation. Es ist Vormittag, die Sonne gewinnt an
Höhe, es wird immer heisser. Zebras wissen, dass die Löwen sich
bald zur Ruhe legen werden – nur Geduld! … und in der Herde
ist man sicher – mehr als einen wird es schon nicht erwischen.
Plötzlich
laufen zwei der Löwen an, blitzschnell nähern sie sich der
Lieblingsspeise. Die Herde stiebt in zwei Teilen nach rechts und
links auseinander und gallopiert, was das Zeug hält. Ein kleines
Zebra überlegt sich in letzter Sekunde die Gruppe noch zu wechseln.
Es klappt, sie kommen davon, die Löwen geben auf. Das Kleine wäre
beinah leichte Beute geworden.
Als
Deutsche kann man sich zu Hause fühlen in Namibia – alle
sprechen Deutsch! Im Hotel kommt uns Englisch erst gar nicht in
den Sinn, wenn wir mit 'Guten Tag!' begrüsst werden. Restaurants,
auch in den entlegendsten Dörfern, haben Schnitzel und
Schweinshaxe auf der Speisekarte und in Cafés mitten in der
Wüste schlemmen wir Apfelstreuselkuchen mit Sahne.
Zentrum
des Deutschtums ist Swakopmund, dort gibt es ein Brauhaus mit
mehreren deutschen Bieren vom Fass, rheinischem Sauerbraten und
Bratwurst mit Sauerkraut. In einer 'Bäckerei' stehen lauter
schwarze, einheimische Damen hinter der Theke und vermelden in
bestem Deutsch: „Der Bienenstich ist heute ganz frisch!“
Der
junge, deutsch-namibische Apotheker ist in Swakopmund geboren, seine
Mutter ist aus Köln und der Vater schon in dritter Generation in
Namibia – der Herr, der mich im Trekkingfachgeschäft bedient,
schon in vierter.
Weshalb
man uns Deutsche so liebt? Wegen des Geldes, dass die
zweitgrösste Touristengruppe nach den Südafrikanern ins Land spült?
Vielleicht!
An der
unrühmlichen deutschen Vergangenheit auf südwestafrikanischem Boden
kann es nicht liegen. Im Buchladen stapeln sich Bücher über diese
Epoche, die meisten sind nicht nur unkritisch, sie glorifizieren
sogar. Beim Lesen der Geschichte treibt es einem wieder einmal
Schamröte ins Gesicht und Tränen in die Augen.
Es kann
nur sein, dass die nachfolgende südafrikanische Mandatszeit der
Bevölkerung keine besseren Erinnerungen bietet. … und Zeitzeugen
aus dem frühen 20. Jahrhundert gibt es nicht mehr.
Zurück
in Windhoek warten wir auf den abendlichen Rückflug in unserem
angenehmen Hotel. Es ist knüppeldicke voll und laut bis spät in die
Nacht. Die SWAPO hält ihren jährlichen Kongress just an diesen
zwei Tagen in diesem Hotel ab!
Die
Regierungspartei hält sich seit den frühen 90ern an der Macht,
stellte bisher immer den Präsidenten und ist in jedem kleinen Kaff
mit einem Büro präsent.
Die
Delegierten strömen aus allen Ecken des Landes herbei, sind
mehrheitlich fröhlich, essen sich satt an den überlaufenden
Buffets morgens, mittags und abends, freuen sich, die Kollegen zu
treffen und feiern eben.
An der
Rezeption raunt man uns zu, dass wir unser Zimmer auf dem selben Flur
haben, auf dem auch die Präsidentensuite liegt – auch er reist am
Abend zuvor an. Er wohnt in seinem Palast zwar nur einmal um die
Ecke, aber, am nächsten Morgen sind die Strassen gesperrt, für die
Limousinen der Regierungsmitglieder, da kommt keiner mehr durch.
Beim
Frühstück können wir beobachten, wie untere
Parteichargen von oberen gebrieft werden, wie man sich bei den
wichtigen Abstimmungen zu verhalten habe – einer redet, die
anderen hören zu. Ein äusserlich sehr wichtig aussehender Herr
kommt direkt an unserem Tisch vorbei und grüsst höflich. Ich frage
ihn: „Are you somebody important?“ „No,“ he says, „I'm
only trying to organise the next elections.“ … und: „Are you
from Germany?“ Und dann erzählt er uns in fast akzentfreiem
Deutsch, er habe in München studiert.
Leider
hören wir von so vielen Namibiern, dass diese, in den 80igern mit
gestreckter linker Faust angetretenen, erfolgreichen Freiheitskämpfer
vielfach tief im Morast der Korruption ihr Geschäft betreiben.
Wir
waren sehr gern da, haben uns dauerhaft wohl und sicher gefühlt,
wurden sooo freundlich empfangen und behandelt, und es war alles so
deutsch-sauber, wir haben lecker gegessen und getrunken, die
Landschaften genossen und uns an den wilden Tieren erfreut.
Den
Rest entnehmen Sie bitten den gängigen Reiseführern! Danke.
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