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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Montag, 19. Februar 2018

Elbphil(viel)harmonie


Ab heute bin ich Mozart-Fan! … und das mir, der eigentlich lieber den Rolling Stones, Creedence Clearwater Revival oder Rod Stewart lauscht – oder wenn schon Klassik, dann lieber Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 !!!

Aber das Philharmonische Staatsorchester Hamburg, unter der Leitung von Adam Fischer, hat mit Mozarts drei Symphonien Nr. 39, 40 und 41 so einiges durcheinander gewirbelt. Die Streicher, überwiegend Violinen, ein paar Bratschen, Celli und Kontrabässe, hauen mich um - … in ihrer Vehemenz, Kraft und Energie, der Geschwindigkeit, Dynamik und Lautstärke – urplötzlich gefolgt von unglaublicher, leiser Zärtlichkeit, langsam, dann wieder schnell. Ständig variiert die Lautstärke, der Klang schwillt an, wird leiser, bricht abrupt ab, setzt wieder ein – brilliant!

Die wenigen Bläser im Hintergrund müssen Mozart ebenso geliebt haben! Mit kleinen virtuosen Zwischenspielen, winzigen Soloparts, machen sie sich klar und deutlich bemerkbar. Zwei Hörner und Fagotte untermalen die Streicher, Querflöte und Oboe konterkarieren die sich ständig wiederholenden Themen, antworten und variieren. Unglaublich.


Ich hab ja keine Ahnung, ...
aber mir ist bekannt, dass man zwischen den Sätzen einer Symphonie nicht klatscht. Dirigenten und Musikern dienen diese Sekunden der Konzentration und geneigte Zuhörer wollen die letzten Klänge nachwirken lassen und erwartungsvoll der Ruhe lauschen, gespannt sein – und neugierig, wie wohl es weitergehen wird.
Wie schon so oft, können einige im Publikum ihre Begeisterung nicht zurückhalten, andere lassen sich mitreissen, viele sind genervt – und zu letzteren gehört heute Adam Fischer, Dirigent.
Er macht's geschickt! Beim ersten Mal schaut er nur verzweifelt und schüttelt langsam den Kopf, nach dem zweiten Satz ist seine Miene schon gequältstirnrunzelnd und achselzuckend blickt er zu seinem Konzertmeister – er schlägt die Hände vors Gesicht und grinst dann bittend ins Publikum – und schafft das Unmögliche – auch der Letzte hat's kapiert – zwischen den Sätzen ist Ruhe.

Nach jeder Symphonie tosender Beifall und Bravorufe – den anderen hat es auch gefallen.
So wie Adam Fischer hat für mich noch keiner dirigiert. Ohne Pult und Partitur gibt er vereinzelt Einsätze, schiebt mal hier und dort Arm, Schulter, den ganzen Oberkörper nach vorn, reisst die Arme hoch, lässt sie wieder fallen, geht in die Knie und beginnt mit am ganzen Körper zu zittern, wenn seine Streicher Dynamik aufbauen sollen.
Grossartige Gestik – nichts wirkt übersteigert, eher bescheiden begeistert dieser Mann.


Im Programmheft finden wir noch den Hinweis, dass alle Musiker Krawatten von FELIX W., Hamburg, tragen, noch dazu alle die gleiche! Diese Werbung kann nicht beeindrucken, die Dinger sind spiessig-langweilig und scheusslich anzusehen.



und zum Schuss noch dies: Während Adam Fischer bereits mit künstlerisch zersaustem Haar und offenem Jacket die Bühne betritt – und das wird im Laufe des Konzerts nicht besser – trägt die erste Geige sein volles Haupthaar gestylt und zu besagter hässlicher Krawatte ein äusserst enges, figurbetontes Sacco der moderneren Art. Eins von denen, das dem Betrachter vermittelt: er ist aus seinem Kofirmandenanzug herausgewachsen!

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