Elbphil(viel)harmonie
Ab
heute bin ich Mozart-Fan! …
und das mir, der eigentlich lieber den Rolling Stones, Creedence
Clearwater Revival oder Rod Stewart lauscht – oder wenn schon
Klassik, dann lieber Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur
op. 73 !!!
Aber
das Philharmonische Staatsorchester Hamburg, unter der Leitung von
Adam Fischer, hat mit Mozarts drei Symphonien Nr. 39, 40
und 41 so einiges durcheinander
gewirbelt. Die Streicher, überwiegend Violinen, ein paar Bratschen,
Celli und Kontrabässe, hauen mich um
- … in ihrer Vehemenz, Kraft und Energie, der Geschwindigkeit,
Dynamik und Lautstärke – urplötzlich gefolgt von unglaublicher,
leiser Zärtlichkeit, langsam, dann wieder schnell. Ständig variiert
die Lautstärke, der Klang schwillt an, wird leiser, bricht abrupt
ab, setzt wieder ein – brilliant!
Die
wenigen Bläser im Hintergrund müssen Mozart ebenso geliebt haben!
Mit kleinen virtuosen
Zwischenspielen, winzigen Soloparts, machen sie sich klar und
deutlich bemerkbar. Zwei Hörner und Fagotte untermalen
die Streicher, Querflöte und Oboe konterkarieren
die sich ständig wiederholenden Themen, antworten und variieren.
Unglaublich.
Ich
hab ja keine Ahnung, ...
… aber
mir ist bekannt, dass man zwischen den Sätzen einer Symphonie
nicht klatscht. Dirigenten und Musikern dienen diese Sekunden der
Konzentration und geneigte Zuhörer wollen die letzten Klänge
nachwirken lassen und erwartungsvoll der Ruhe lauschen, gespannt sein
– und neugierig, wie wohl es weitergehen wird.
Wie
schon so oft, können einige im Publikum ihre Begeisterung nicht
zurückhalten, andere lassen sich mitreissen, viele sind genervt –
und zu letzteren gehört heute Adam Fischer, Dirigent.
Er
macht's geschickt! Beim ersten Mal schaut er nur verzweifelt
und schüttelt langsam den Kopf, nach dem zweiten Satz ist
seine Miene schon gequält – stirnrunzelnd und
achselzuckend blickt er zu seinem Konzertmeister – er
schlägt die Hände vors Gesicht und grinst dann bittend ins Publikum
– und schafft das Unmögliche – auch der Letzte hat's kapiert
– zwischen den Sätzen ist Ruhe.
Nach
jeder Symphonie tosender Beifall und Bravorufe – den anderen hat
es auch gefallen.
So wie
Adam Fischer hat für mich noch keiner dirigiert. Ohne Pult
und Partitur gibt er vereinzelt Einsätze, schiebt mal hier und dort
Arm, Schulter, den ganzen Oberkörper nach vorn, reisst die Arme
hoch, lässt sie wieder fallen, geht in die Knie und beginnt mit
am ganzen Körper zu zittern, wenn seine Streicher Dynamik
aufbauen sollen.
Grossartige
Gestik – nichts wirkt übersteigert, eher bescheiden begeistert
dieser Mann.
Im
Programmheft finden wir noch den Hinweis, dass alle Musiker Krawatten
von FELIX W., Hamburg, tragen, noch dazu alle die gleiche! Diese
Werbung kann nicht beeindrucken, die Dinger sind
spiessig-langweilig und scheusslich anzusehen.
… und
zum Schuss noch dies: Während Adam Fischer bereits mit
künstlerisch zersaustem Haar und offenem Jacket die Bühne
betritt – und das wird im Laufe des Konzerts nicht besser – trägt
die erste Geige sein volles Haupthaar gestylt und zu besagter
hässlicher Krawatte ein äusserst enges, figurbetontes Sacco der
moderneren Art. Eins von denen, das dem Betrachter vermittelt: er ist
aus seinem Kofirmandenanzug herausgewachsen!
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