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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Freitag, 20. Januar 2017

Madeira im Dezember


Kennt ihr das Gefühl? Man liegt auf der Hotelterrasse in der Sonne und Nieselregen befeuchtet sanft, die sich langsam erwärmende, nackte Haut. Total angenehm, ein bisher unbekanntes Ferienerlebnis!


Das Hotel Portomare, Portobay, gefällt, es liegt ausserhalb von Funchal, im Westen, abseits der Autobahn, dort wo die Küste vollständig bebaut ist – aber wenn man erst einmal drinnen ist, sind alle negativen Eindrücke verflogen. Wir geniessen die Gartenanlage, den Pool und die daneben liegende Bar im Freien, morgens das Frühstück mit Meerblick und abends das abwechslungsreiche Buffet.

Draussen schwimmen im Dezember ist auch auf Madeira nichts für Feiglinge, nur für Leute, die es gern einsam haben! Hat man die kleine Insel im grossen Pool zehnmal umrundet, droht Tod durch Erfrieren. Weichlinge wärmen sich anschliessend im überheizten Innenschwimmbecken, gemeinsam mit der Masse der übrigen Gäste! Heisses Duschen im Zimmer sollte nach dem Schwimmen mindestens eine Viertelstunde dauern, sonst bekommt man den Frost nicht aus den Gliedern.


Schwimmen im Meer ist keine Alternative, es dürfte mindestens so kalt sein, wenn nicht kälter und ferner mangelt es der gesamten Insel an Stränden. In einem der überwiegend hübsch hässlichen Küstenorte, östlich von Funchal, haben die Tourismusverantwortlichen doch tatsächlich einen künstlichen Strand aufschütten lassen. Der Fahrer unseres Minibusses auf der OSTTOUR um die Insel meinte, in wärmeren Monaten könne man auf den eigentlich goldgelben 200 m den Sand nicht mehr sehen! Muss herrlich sein! Die überall angelegten Meerwasserpools sind unattraktiv. Klein und umgeben von schwarzem Lavagestein ist der Badende vielleicht vor der Brandung geschützt, aber schön ist anders.


Das Klima wärmt das Herz – wenn die Sonne scheint! Das ist an der Küste während unseres Aufenthaltes meist der Fall. Längere Aktivitäten im Freien sollten aber stets in Begleitung eines winderprobten Schirmes geplant werden. Die permanent steife Brise bläst die hübsch anzusehenden dunklen Wolken immer schneller als man denkt dorthin, wo man sich gerade befindet!


Funchal haben wir in zwei Halbtagen eigentlich gesehen. Trotzdem sind wir noch öfter dort, in Ermangelung anderer Umgebung und auf der Suche nach dem guten Restaurant mit Blick, auf das doch so reichlich vorhandene Meer. Pustekuchen!


Letzteres gab es nur vereinzelt und oft weniger schön oder aber – im 'Reid's' Hotel, einem 5-Sterne-Bunker, gebaut von einem Engländer im vorletzten Jahrhundert. Die Terrasse und dieser Blick sind jede Sünde wert, auch den unverschämt teuren 'English Afternoon Cream Tea'


Dessen Preis lässt sich rechtfertigen, wenn man vorher lange nichts gegessen hat und immer mit 'ja' antwortet, wenn das perfekte Servicepersonal nachfragt, ob es denn noch ein paar Sandwiches, Scones, Biscuites oder Tea sein dürfen. 
… und bloss nicht den Champagner bestellen, schon das knapp gefüllte Gläschen Chardonnay hat einen Preis, den nur Zürich toppen kann.


Ja doch, es stimmt, die Blumenpracht in den Gärten der Stadt und um unser Hotel ist gewaltig und im Frühling sicher noch prächtiger.



Um den Gesamteindruck abzurunden, fahren wir an einem Tag westwärts und am anderen ostwärts jeweils um die halbe Insel. Kaum haben die Minibusse ein paar hundert Höhenmeter erklommen, umfangen uns blickdichte Wolken.


Aussichtsberge, Lorbeerwälder, Levadas, Hochebenen, - alles in dichtem Nebel versunken. Aussteigen, nur mit Schirm, gut für den Teint, Feuchtigkeitscreme überflüssig!


Eine Attraktion Madeiras verpassen wir bewusst. Nach der obligatorischen Gondelfahrt in Funchal düsen wir nicht mit dem Schlitten in die Stadt hinunter.


Hamburg hat souverän auf eine Gondel über die Elbe verzichtet – Alpenländerkenner ahnen warum!

und schlecht Schlittenfahren kann man bei uns im Norden auch gut!


Tschüss Madeira!

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