Madeira im Dezember
Kennt ihr das Gefühl? Man liegt auf der Hotelterrasse in der Sonne und
Nieselregen befeuchtet sanft, die sich langsam erwärmende,
nackte Haut. Total angenehm, ein bisher unbekanntes
Ferienerlebnis!
Das
Hotel Portomare, Portobay, gefällt, es liegt ausserhalb
von Funchal, im Westen, abseits der Autobahn, dort wo die Küste
vollständig bebaut ist – aber wenn man erst einmal drinnen ist,
sind alle negativen Eindrücke verflogen. Wir geniessen die
Gartenanlage, den Pool und die daneben liegende Bar im Freien,
morgens das Frühstück mit Meerblick und abends das
abwechslungsreiche Buffet.
Draussen
schwimmen im Dezember ist auch auf
Madeira nichts für Feiglinge, nur für
Leute, die es gern einsam haben! Hat
man die kleine Insel im grossen Pool zehnmal umrundet, droht Tod
durch Erfrieren. Weichlinge wärmen
sich anschliessend im überheizten Innenschwimmbecken, gemeinsam mit
der Masse der übrigen Gäste! Heisses Duschen im Zimmer sollte nach
dem Schwimmen mindestens eine Viertelstunde dauern, sonst
bekommt man den Frost nicht aus den Gliedern.
Schwimmen
im Meer ist keine Alternative, es dürfte mindestens so kalt sein,
wenn nicht kälter und ferner mangelt es der gesamten Insel an
Stränden. In einem der überwiegend hübsch hässlichen
Küstenorte, östlich von Funchal, haben die
Tourismusverantwortlichen doch tatsächlich einen künstlichen Strand
aufschütten lassen. Der Fahrer unseres Minibusses auf der OSTTOUR um
die Insel meinte, in wärmeren Monaten könne man auf den eigentlich
goldgelben 200 m den Sand nicht mehr sehen! Muss herrlich sein!
Die überall angelegten Meerwasserpools sind unattraktiv. Klein und
umgeben von schwarzem Lavagestein ist der Badende vielleicht vor der
Brandung geschützt, aber schön ist anders.
Das
Klima wärmt das Herz – wenn die Sonne scheint! Das ist an der
Küste während unseres Aufenthaltes meist der Fall. Längere
Aktivitäten im Freien sollten aber stets in Begleitung eines
winderprobten Schirmes geplant werden. Die permanent steife Brise
bläst die hübsch anzusehenden dunklen Wolken immer schneller als
man denkt dorthin, wo man sich gerade befindet!
Funchal
haben wir in zwei Halbtagen eigentlich gesehen. Trotzdem sind wir
noch öfter dort, in Ermangelung anderer Umgebung und auf der Suche
nach dem guten Restaurant mit Blick, auf das doch so reichlich
vorhandene Meer. Pustekuchen!
Letzteres
gab es nur vereinzelt und oft weniger schön oder aber – im
'Reid's' Hotel, einem 5-Sterne-Bunker, gebaut von einem Engländer im
vorletzten Jahrhundert. Die Terrasse und dieser Blick sind jede Sünde
wert, auch den unverschämt teuren 'English Afternoon Cream Tea'.
Dessen Preis lässt sich rechtfertigen, wenn man vorher lange nichts
gegessen hat und immer mit 'ja' antwortet, wenn das perfekte
Servicepersonal nachfragt, ob es denn noch ein paar Sandwiches,
Scones, Biscuites oder Tea sein dürfen.
… und bloss nicht den
Champagner bestellen, schon das knapp gefüllte Gläschen Chardonnay
hat einen Preis, den nur Zürich toppen kann.
Ja
doch, es stimmt, die Blumenpracht in den Gärten der Stadt und um
unser Hotel ist gewaltig und im Frühling sicher noch prächtiger.
Um
den Gesamteindruck abzurunden, fahren wir an einem Tag westwärts und
am anderen ostwärts jeweils um die halbe Insel. Kaum haben die
Minibusse ein paar hundert Höhenmeter erklommen, umfangen uns
blickdichte Wolken.
Aussichtsberge, Lorbeerwälder, Levadas,
Hochebenen, - alles in dichtem Nebel versunken. Aussteigen, nur mit
Schirm, gut für den Teint, Feuchtigkeitscreme überflüssig!
Eine
Attraktion Madeiras verpassen wir bewusst. Nach der obligatorischen
Gondelfahrt in Funchal düsen wir nicht mit dem Schlitten in
die Stadt hinunter.
Hamburg
hat souverän auf eine Gondel über die Elbe verzichtet –
Alpenländerkenner ahnen warum!
… und
schlecht Schlittenfahren kann man bei uns im Norden auch
gut!
Tschüss Madeira!
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