Printemps
en France
Wir
fahren diesmal über Colmar in die Grande
République,
weil wir vorher
in Königschaffhausen noch einmal gut essen und trinken
wollten - seit über zwanzig Jahren lassen wir uns dort im Hotel
Adler zu akzeptablen Preisen kulinarisch verwöhnen! Hinter Munster
klettern wir auf 1.139 m und überqueren die Col
de Schlucht
auf erstaunlich guter Strasse, besser als ich sie in Erinnerung
hatte, vielleicht geht die Tour de France in diesem Jahr über diese
Höhe. Wildromantisch
und keiner da!
Immer wieder staunen wir über die Leere in diesem Land, endlose
Wälder, riesengrosse Felder und wunderschön, vor allem, wenn die
Sonne uns die Ehre gibt und Freude macht. Tiefes dunkelgrün,
hellgrünes Laub und weite, tief gelbe Rapsfelder auf sanften Hügeln
- grandios!
Die
einsamen Landstrassen füllen sich schlagartig mit LKW, wenn sie sich
den Autobahnen oder Nationalstrassen näher oder, schlimmer noch,
parallel zu den Autoroutes verlaufen. Kein LKW fährt auf diesen
Mautstrassen, wenn er es vermeiden kann. Schon zehn km hängen wir
hinter dem 40Tonner
und können ihn nicht überholen. Endlich nähert sich die
Autobahnauffahrt, nix da! Er düst, mit maximaler Geschwindigkeit und
ebenso hohem Schadstoffausstoss, weitere 20 km auf der Landstrasse
vor uns her. Der mittelgrosse Ort mit medieval centre liegt auf einem
Berg. Sonst gibt es en France überall Umgehungsstrassen, für jedes
Dörfchen. Hier nicht! Mühsam
schlängelt sich das Monstrum vor uns ein paar hundert Höhenmeter
hoch
- keine Chance zu überholen. Kurz vor der Stadtmauer biegt die
Strasse ab und schlängelt sich mühsam wieder nach unten. Fünf
Kreisverkehre weiter endlich die nächste Auffahrt und das
segensreiche Hinweisschild auf eine Vollsperrung der Nationalstrasse
Richtung Dijon. Da muss er auf die Autobahn, zwangsläufig! Am
folgenden Tag wissen wir warum, für
160 km Autobahn zahlen wir mit unserem Kleinwagen EURO 22.60
- dafür gibt es auf dem Land schon ein vernünftiges 3/4- Gang-Menü!
... und die Autobahnen sind leer – auf dieser Strecke überholen
wir mit den vorgeschriebenen 130 km/h lediglich 30 LKWs- wie in
Deutschland am Sonntag - die meisten mit ausländischem Kennzeichen.
Orleans
hat eine Kathedrale, wie fast alle grösseren Städte in Frankreich.
Sie hatte vor Jahren keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen
und brilliert auch diesmal mehr von aussen als von innen. Jeanne
d'Arc wohin das Auge blickt,
ihre Story erzählt auf zehn überdimensionalen Kirchenfenstern. Uns
war unklar, weshalb sie auf den Scheiterhaufen musste, nachdem sie
den König, Charles VII, in Chinon aus seiner Lethargie erweckt und
ihm gegen die Engländer zum Sieg verholfen hatte. Jetzt ist klar, es
waren die Tommies, die sie erst zu lebenslanger Haft verurteilten, um
sie dann mit fiesen Tricks dennoch umzubringen. Und das alles mit
Hilfe der Burgunder. Der scheinheilige Charles VII hatte sie fallen
lassen. Der Typ muss gestört gewesen sein. Bevor er ihre Hilfe in
Anspruch nahm, wurde sie wochenlang von Priestern geprüft, ob sie
nicht vielleicht mit dem Teufel paktierte hatte und von Nonnen
untersucht, ob sie denn noch Jungfrau sei. Und das alles mit sechzehn
Jahren und diesem militärstrategischem Geschick. Wer
spinnt jetzt hier, die Engländer oder die Franzosen? Beide?
Erzfeinde unter sich!!!
Eigentlich
kommen wir in Frankreich sprachlich ganz gut zurecht, halt so, wie in
Italien und Spanien auch! Nein, so gut wieder auch nicht!
Speisekarten lesen, bestellen, um die Rechnung bitten, nach einem
Zimmer fragen geht problemlos, die Antwort verstehen ist das Problem,
unterhalten ist mühsam, wenn nicht unmöglich.
Auch
auf dieser Reise stossen wir an unsere Grenzen, meist geht es
glimpflich aus, wenn auch oft ein bisschen peinlich. Die Dame im
Hotel in Orleans serviert uns morgens einen Cafè gleich neben dem
Empfang und fragt etwas, was ich als: Darf es noch etwas sein?
interpretiere! Nein danke, antworte ich, schliesslich wollen wir
mittags unterwegs irgendwo schlemmen. Ein ungläubiger Blick, dann
teilt sie uns in perfektem Englisch mit, sie habe nur gefragt, ob sie
den Cafè dort hinstellen dürfe! Ich beschliesse, in Zukunft nur
noch fragend zu schauen, wenn ich nicht verstanden habe. Auf mein
Kompliment, sie spreche wirklich ausgezeichnet Englisch, antwortet
sie grinsend, sie sei schliesslich auch keine Französin!
Und genau das ist der Punkt
- im Jeanne d'Arc Haus teilt uns die Dame an der Kasse in
gewöhnungsbedürftigen Frankoenglisch
mit, der Eintritt berechtige auch zum Besuch ... Musee ... etc. ...
und der Film auf Englisch ... usw.! Wir zahlen EURO 4 für eine
miserable Diashow mit Tonstörungen, die uns aber auch gar nichts
Neues mitteilt, um dann festzustellen, dass der Rest des Museums
geschlossen ist. Missverstanden?
Wir
lassen es uns gut gehen, wie Gott in Frankreich
eben. Zwei Glass Weisswein avec vue sur la statue de Jeanne, an
bestem Platz in Orleans, kosten EURO 5.50. Zwei Cafè creme in
selbiger Bar mit selbigem vue EUR 7.60 - man achtet in Frankreich
darauf, dass die Grundnahrungsmittel erschwinglich bleiben!
Kurz
vor Rennes liegt die kleine Stadt Vitré, ein Schmuckstück -
mittelalterliche Gassen, ein Chateau, wunderschön! Wir übernachten
im Minotel, in einem winzigen Zimmer, aber das Doppelbett hat eine
gute, neue Matraze und eine 'normale' Bettdecke, ohne die
obligatorische, kratzige Wolldecke, von der niemand genau weiss, wann
sie das letzte Mal gewaschen wurde!
Zu kritisieren an dem Ort sind nur die unendlich vielen Crêperies -
aber, wir sind in der Bretagne, wenn auch erst am Anfang. Die
Rezeptionistin empfiehlt und das 'normale' Restaurant 'LES PIEDS SOUS
LA TABLE' - das Essen ist ausgezeichnet!
Wir
können nicht mehr links abbiegen,
mühsam trainiert in jungen Jahren, verlernt man es in Frankreich
innerhalb kürzester Frist! Schuld sind die Rondes Pointes, einer
reiht sich an den anderen, bis zu vier auf wenigen 100 Metern! An
einem Tag fahren wir 83
km,
halb Landstrasse, halb innerorts und umkreisen dabei nicht weniger
als 85
Kreisverkehre
- rekordverdächtigt? Nein, führe man nur innerhalb geschlossener
Ortschaften, könnte man es locker auf die dreifache Menge bringen,
pas de problem!
Toll sind auch die verkehrsberuhigenden
Elemente
des französischen Strassenbaus. Sie lassen sich richtig etwas
einfallen. Schlangenlinien fahren bringt Spass. Wer denen nicht
folgt, prescht permanent über kleine Bordsteinkanten, auch lustig!
Hier ein Verkehrshindernis rechts, dort eins links - auch die
verkehrsschilderproduzierende Industrie
profitiert, vor jeder Verengung eins dieser Schilder mit einem roten
und einem schwarzen Pfeil, die anzeigen, wer vor dem anderen die Enge
passieren darf.
Erwähnenswert sind auch die böswillig
in die Fahrbahn implantierten Beulen,
Sleeping Policemen, nennt man sie auf den britischen Inseln, manche
lassen sich weich, mit leichtem Achterbahneffekt überqueren, anderen
sind schlicht stossdämpferzerstörend
- aber wer weiss? Man kurvt wie wild, bremst alle paar Meter ab,
beschleunigt wieder, bremst, usw.! Grossartig, oder?! Meine Reifen
sind abgefahren, der Kraftstoffverbrauch steigt trotz langsamer
Fahrt, die Federung ächzt - wer profitiert hier?
Trotzdem,
wir geniessen das Land, die bretonische Südküste, den Wein und das
Essen.
Zum xten Mal das Hummermenü
im Le Doris in Kerity
an der Süd-West-Spitze. Frisch aus dem 'Aquarium' im Restaurant!
Foie Gras, zweimal den halben Hummer mit kleiner Pause und Dessert!
Avec Sancerre? Oui!
Dort nebenan finden wir auch die FeWo mit
Kamin für den nächsten Aufenthalt – vielleicht mal im Winter!!!
... Le Doris ist ganzjährig geöffnet!!!
Eine
einsetzende Schlechtwetterphase drängt zur Umkehr. Muss sein, wenn
in Hamburg schon mal die Sonne scheint.
Nach drei Tagen Fahrt und
knapp 1.500
km
sind wir schon da! Für's
Wochenende zu weit.
Vielleicht fliegen wir das nächste Mal, dann ersparen wir uns auch
die unglaublichen Schlaglöcher auf belgischen Autobahnen.
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