Über uns

Mein Bild
Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Montag, 25. April 2016

AUSTRALIEN – zum Zweiten

Weshalb ist Australien eigentlich so toll? Warum tun wir uns nach fast sechs Monaten 1998 noch einmal drei Wochen Western Australia an?


Weil
  • es so unerträglich heiß werden kann, dass man es eigentlich nur am Meer aushält – und alles andere ohnehin Wüste ist?
  • man sich wegen der Blowflies aus dem Outback nur mit einem Netz über dem Hut aus dem Auto traut, damit einem die Viecher nicht in Mund, Nase oder Ohren kriechen können?
  • es lebensgefährliche Schlangen und Spinnen gibt?


  • man sonst nirgendwo alle paar hundert Meter tote Roos (Kängurus) am Strassenrand liegen sieht – manchmal auch Kühe?


  • die Fleischportionen so gross sind wie die Küche einfallslos oder sogar schlecht und das bis maximal 20 Uhr?
  • die Preise in den vergangenen Jahren im Nordwesten explodiert sind wegen des Mining Booms und man für 180 EUR vielleicht nur ein winziges, dreckiges neonbeleuchtetes Motelloch bekommt?

Genau deshalb!!!
und weil wir vor 16 Jahren schon so wahnsinnig begeistert waren!
und wegen
  • der atemberaubenden Küsten, den gorgeous Gorges, den Eukalyptusbäumen, den Wombats, den Koalas, den grandiosen Nationalparks, etc.!

     
  • der Emufamilien, die inmitten eines Ortes gemütlich vor uns die Strasse überqueren.
  • der wilden Blumen und Sträucher, die im September das Outback in einen blühenden Garten verwandeln!
  • der freundlichen Leute – easy going – no worries!


  • der unendlichen Weite und Leere – wo sonst kann man stundenlang fahren und keiner kommt einem entgegen! WA ist siebenmal grösser als Deutschland und hat 2,6 Mio. Einwohner – ziemlich genau einen pro km²!!! 


  • der Orte mit 150 Einwohnern, einem Pub und einer unbemannten Tankstelle – wenn die Zapfsäule deine Kreditkarte nicht mag, hast du eventuell ein Problem, die nächste ist u. U. 150 km entfernt.

Nördlich von Perth entstehen an der Küste tausende von Wohnsiedlungen, wer soll da wohnen – hübsch hässlich, oft ohne Meerblick. Manchmal finden wir nicht einmal ein Café.
Wir übernachten in teuren Motels in seelenlosen Orten. Und nur selten finden wir ein gemütliches Restaurant mit gutem Essen.
Immer wieder werden wir von jungen Leuten bedient. Ilse aus Wiesbaden, Sunny aus Texas/USA und viele andere, Italiener, Spanier, Franzosen … Working Holiday – für ein oder zwei Jahre erhalten sie Visa für Down Under, können sich Jobs suchen, lernen Land und Leute kennen und Australisch!


Wir fahren und fahren, staunen über so viel tolle Küste, so viel Outback, so wenig Verkehr und so wenig Leute. Spannend sind die Road Trains, manche mit 21 Achsen und 82 Rädern – die halten nicht für Roos – und wir haben lieber nicht ausprobiert, was passiert wenn man langsamer fährt als sie!


Drei und eine halbe Woche sind zu wenig für den Westen – wir verschieben die Kimberleys auf die nächste Reise und biegen nach Süden ab, fahren hunderte von Kilometern durchs Land, bestaunen noch ein paar Eisenerz- und Goldminen, starren in riesige Erdlöcher mit einem Kilometer Durchmesser, 400 m tief und besuchen wahrhaft historische Geisterstädte.


Früher wohnten die Arbeiter mit ihren Familien direkt neben der Mine, in armseligen Hütten. Heute ist Arbeitskraft so begehrt, dass man die Männer täglich aus der nächsten Kleinstadt zur Mine fliegt und nach der Schicht wieder zurück! In einem Restaurant an der Küste treffen wir auf ein Ehepaar, deren älterer Sohn einen Road Train fährt für 400 AUS$ pro Tag – der jüngere arbeitet im Akkord in einer Goldmine, wenn es gut läuft, kommt er auf 1000 AUS$, immerhin rund 650 EUR pro Tag. Sie machen das jetzt, solange sie jung sind, erzählen die Eltern, studieren können sie ja immer noch!



An der Westküste Australiens ziehen im September die Wale gen Süden, viel mehr als im Osten. Auf dem kleinen, breiten Boot gibt es vorzügliches Finger Food, Wein muss man selbst mitbringen. Wale werden garantiert, der Skipper sagt, er sei noch nie 'rausgefahren ohne welche zu sehen, er behält Recht. Eine gute Stunde umrunden die riesige Walmutti, ihr etwa zwei Wochen altes Baby und ein kleinerer, männlicher Wal das Boot, dann wird ihnen langweilig und sie drehen ab. Die Sonne geht unter – traumhaft, wie immer am Meer und wir kehren wieder zurück in den Hafen. 

Ein paar Tage später sitzen wir hundert Meter über dem Meeresspiegel, unterhalb eines Leuchtturms auf einer Bank und zählen die vorbeiziehenden Wale. Manchmal sieht man nur kurz einen schwarzen Rücken, dann eine Fontäne und mit etwas Glück eine Schwanzflosse – würde nicht die Sonne so gnadenlos scheinen, könnte ich stundenlang dort sitzen!


Wine Tasting kann teuer werden, besonders, wenn man etwas dazu essen möchte. Die Wineries um Margret River haben den Luxus entdeckt – Schickimicki-Restaurants mit Designer Food, oft kilometerweit von den Ortschaften entfernt. Wer sich nicht für viel Geld einem findigen Reiseveranstalter anvertrauen möchte, braucht einen Fahrer, öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. Wir begnügen uns mit ein paar Tröpfchen und geniessen die Käseplatte dazu.


Ein teurer Urlaub, ein Glück, dass wir von Singapur aus fliegen, an die Anreisekosten aus Europa darf man gar nicht denken!
Trotzdem, wir kommen wieder! – die Kimberleys stehen nun mal auf der Liste.















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen