AUSTRALIEN
– zum Zweiten
Weshalb
ist Australien eigentlich so toll? Warum tun wir uns nach fast
sechs Monaten 1998 noch einmal drei Wochen Western Australia an?
Weil
- es so unerträglich heiß werden kann, dass man es eigentlich nur am Meer aushält – und alles andere ohnehin Wüste ist?
- man sich wegen der Blowflies aus dem Outback nur mit einem Netz über dem Hut aus dem Auto traut, damit einem die Viecher nicht in Mund, Nase oder Ohren kriechen können?
- es lebensgefährliche Schlangen und Spinnen gibt?
- man sonst nirgendwo alle paar hundert Meter tote Roos (Kängurus) am Strassenrand liegen sieht – manchmal auch Kühe?
- die Fleischportionen so gross sind wie die Küche einfallslos oder sogar schlecht und das bis maximal 20 Uhr?
- die Preise in den vergangenen Jahren im Nordwesten explodiert sind wegen des Mining Booms und man für 180 EUR vielleicht nur ein winziges, dreckiges neonbeleuchtetes Motelloch bekommt?
Genau
deshalb!!!
… und
weil wir vor 16 Jahren schon so wahnsinnig begeistert waren!
… und
wegen
- der atemberaubenden Küsten, den gorgeous Gorges, den Eukalyptusbäumen, den Wombats, den Koalas, den grandiosen Nationalparks, etc.!
- der Emufamilien, die inmitten eines Ortes gemütlich vor uns die Strasse überqueren.
- der wilden Blumen und Sträucher, die im September das Outback in einen blühenden Garten verwandeln!
- der freundlichen Leute – easy going – no worries!
- der unendlichen Weite und Leere – wo sonst kann man stundenlang fahren und keiner kommt einem entgegen! WA ist siebenmal grösser als Deutschland und hat 2,6 Mio. Einwohner – ziemlich genau einen pro km²!!!
- der Orte mit 150 Einwohnern, einem Pub und einer unbemannten Tankstelle – wenn die Zapfsäule deine Kreditkarte nicht mag, hast du eventuell ein Problem, die nächste ist u. U. 150 km entfernt.
Nördlich
von Perth entstehen an der Küste tausende von Wohnsiedlungen, wer
soll da wohnen – hübsch hässlich, oft ohne Meerblick. Manchmal
finden wir nicht einmal ein Café.
Wir
übernachten in teuren Motels in seelenlosen Orten. Und nur
selten finden wir ein gemütliches Restaurant mit gutem Essen.
Immer
wieder werden wir von jungen Leuten bedient. Ilse aus Wiesbaden,
Sunny aus Texas/USA und viele andere, Italiener, Spanier, Franzosen …
Working Holiday – für ein oder zwei Jahre erhalten sie Visa für
Down Under, können sich Jobs suchen, lernen Land und Leute kennen
und Australisch!
Wir
fahren und fahren, staunen über so viel tolle Küste, so viel
Outback, so wenig Verkehr und so wenig Leute. Spannend sind die Road
Trains, manche mit 21 Achsen und 82 Rädern – die halten nicht
für Roos – und wir haben lieber nicht ausprobiert, was
passiert wenn man langsamer fährt als sie!
Drei und
eine halbe Woche sind zu wenig für den Westen – wir verschieben
die Kimberleys auf die nächste Reise und biegen nach Süden ab,
fahren hunderte von Kilometern durchs Land, bestaunen noch ein paar
Eisenerz- und Goldminen, starren in riesige Erdlöcher mit einem
Kilometer Durchmesser, 400 m tief und besuchen wahrhaft
historische Geisterstädte.
Früher
wohnten die Arbeiter mit ihren Familien direkt neben der Mine, in
armseligen Hütten. Heute ist Arbeitskraft so begehrt, dass man die
Männer täglich aus der nächsten Kleinstadt zur Mine fliegt und
nach der Schicht wieder zurück! In einem Restaurant an der Küste
treffen wir auf ein Ehepaar, deren älterer Sohn einen Road Train
fährt für 400 AUS$ pro Tag – der jüngere arbeitet im Akkord in
einer Goldmine, wenn es gut läuft, kommt er auf 1000 AUS$, immerhin
rund 650 EUR pro Tag. Sie machen das jetzt, solange sie jung
sind, erzählen die Eltern, studieren können sie ja immer noch!
An der
Westküste Australiens ziehen im September die Wale gen
Süden, viel mehr als im Osten. Auf dem kleinen, breiten Boot
gibt es vorzügliches Finger Food, Wein muss man selbst mitbringen.
Wale werden garantiert, der Skipper sagt, er sei noch nie
'rausgefahren ohne welche zu sehen, er behält Recht. Eine gute
Stunde umrunden die riesige Walmutti, ihr etwa zwei Wochen altes Baby
und ein kleinerer, männlicher Wal das Boot, dann wird ihnen
langweilig und sie drehen ab. Die Sonne geht unter – traumhaft, wie
immer am Meer und wir kehren wieder zurück in den Hafen.
Ein paar
Tage später sitzen wir hundert Meter über dem Meeresspiegel,
unterhalb eines Leuchtturms auf einer Bank und zählen die
vorbeiziehenden Wale. Manchmal sieht man nur kurz einen schwarzen
Rücken, dann eine Fontäne und mit etwas Glück eine Schwanzflosse –
würde nicht die Sonne so gnadenlos scheinen, könnte ich stundenlang
dort sitzen!
Wine
Tasting kann teuer werden, besonders, wenn man etwas dazu essen
möchte. Die Wineries um Margret River haben den Luxus entdeckt –
Schickimicki-Restaurants mit Designer Food, oft kilometerweit
von den Ortschaften entfernt. Wer sich nicht für viel Geld einem
findigen Reiseveranstalter anvertrauen möchte, braucht einen Fahrer,
öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. Wir begnügen uns mit ein
paar Tröpfchen und geniessen die Käseplatte dazu.
Ein
teurer Urlaub, ein Glück, dass wir von Singapur aus fliegen, an
die Anreisekosten aus Europa darf man gar nicht denken!
Trotzdem,
wir kommen wieder! – die Kimberleys stehen nun mal auf der
Liste.
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