Weihnachten in Singapur
Diesmal ist es nicht so heiß – aber
heiß genug und es regnet ausgiebiger – Regenzeit halt.
Komisch, dass wir nicht an den Pool gehen wenn es regnet, erfrischend
wäre es doch trotzdem, man könnte sich die Handtücher sparen, aber
nein …
Nach drei Wochen fühle ich genauso.
Eines morgens nach dem Schwimmen ist es bedeckt und es weht ein
leichter Wind. Als wir nach 500m aus dem Wasser steigen, friere ich
wie ein Schneider! Bei wahrscheinlich immer noch 27°C
Lufttemperatur.
Am Heiligen Abend läuft in deutschen
Familien mit Kindern natürlich alles genauso ab, wie es daheim in
Deutschland ablaufen würde – nur das Klima ist anders und
vielleicht, dass man vor der Bescherung noch mal schnell in den Pool
springt, aber sonst? Wie immer!
In der Familie meiner Mutter gab es am
Heiligen Abend Bratwürste mit Sauerkraut. Möglichst viele
verschiedene Würste und zahlreichlich. Einige freuen sich schon auf
die folgenden Tage, wenn man heimlich aus dem Kühlschrank eine kalte
gebratene Bratwurst, mit weissen Fettstreifen an der Seite, stibitzen
kann. Und reichlich Sauerkraut muss es auch geben, zubereitet nach
dem ungeschriebenen Rezept meiner Mutter, oder sogar ihrer Mutter,
meiner Grossmutter Selma aus Liegnitz. Man brät einen Haufen
durchwachsenen Speck in einem Topf an, bis er knusprig wird, gibt
dann reichlich klein geschnittene Zwiebeln dazu, wartet bis sie
glasig bis hell braun werden und gibt dann das Sauerkraut dazu. Das
kann unbegrenzt vor sich hin köcheln, sicherlich aber ein paar
Stunden lang. Anbrennen sollte es nicht, aber es reicht, wenn man das
Kraut hin und wieder mal durchrührt. Ich brate die Würste knusprig
und lege sie portionsweise auf eine Schale im Ofen, damit sie warm
bleiben, bis auch die letzte Bratwurst fertig ist. Dazu gibt es
Kartoffelbrei oder K'stock, wie unsere Schweizer Freunde sagen
würden. Den aber macht Hanne – mit den einfachen Dingen möchte
ich mich nicht belasten.
In grösseren deutschen Städten und
sogar in der Schweiz bekommt man ohne Probleme verschiedene
Bratwürste – meine Mutter rannte sich dafür in Hamburg die Hacken
ab und sie fand immer mindestens drei verschiedene schlesische
Schlachter – schlesische Bratwürste mussten es in jedem Fall
sein. Aber in Singapur????
Da gibt es, von Steffi und Tills
Wohnung zu Fuss erreichbar, HUBER'S !!! Der deutsche Schlachter
schlechthin. Alles ist teuer, aber man kriegt's! Wir kaufen für 4
Erwachsene und Emil (4) und Line (2): 4 Fränkische, 4 Süddeutsche
und 4 Schlesische und fügen diesen noch 6 Käse(chicken)krainer
hinzu, die die Kinder noch im Tiefkühlfach hatten und die, wie sie
meinten, einfach köstlich schmecken! Recht haben sie! Lediglich zwei
Würstchen bleiben übrig und verschwinden für ein paar Stunden im
Kühlschrank, bis hungrige Mäuler auch denen den Garaus machen, s.o.
- das Kraut reicht gerade so.
Am 25. feiern wir Weihnachten mit den
amerikanischen Freunden von unten. Alex zaubert auf dem Grill aus
einem überdimensionalen T-Bone-Steak (1.800g und auch von
HUBER'S) das tollste, zarteste, wohlschmeckenste Fleisch
überhaupt – vorher eingelegt in einer geheimen Marinade (man weiss
nur, da ist auch Bier im Spiel) und Elissa bereitet knuspriges, al
dentes Gemüse und Kartoffeln auf dem Blech zu, Steffi macht einen
grossartigen Salat und dazu gibt es, nach ein paar Flaschen
Champagner, hervorragenden, chilenischen Rotwein. Weihnachtsessen mal
anders, aber nicht im geringsten weniger begehrenswert.
Eine Woche später revanchieren wir uns
mit einem Chäsfondue bei 30°C – aus feinstem, rezenten
schweizer Rohmilchkäse, wahrscheinlich illegalerweise importiert aus
dem alten Europa. Genau das richtige Brot finden wir im Supermarkt
und Fendant wird der Einfachheit halber mit Sauvignon Blanc ersetzt.
Eine kleine Flasche Kirschwasser aus dem Schwarzwald hatten wir auch
im Koffer! Geht doch!
Mublut aus Myanmar, Steffi und
Tills Haushaltshilfe, Kindermädchen und Köchin, macht uns leckeren
Fisch in Lemongrass, Beef Curry mit Brokoligemüse an Knoblauch und
Pork Ribs und zwischendurch nachmittags spontan mal einen Rührkuchen.
Letzterer wird noch heiß serviert – so bekomme ich ihn von Hanne
nie: Der muss noch abkühlen!!!
Besser kann das Leben eigentlich
nicht sein!
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