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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Donnerstag, 5. Februar 2015

Kambodscha – endlich wieder Asien!

Elf Monate Europa – nein, langweilig war uns nicht! Aber es fehlt halt doch ab und zu das besondere Etwas. Nach Weihnachten in Familie in Singapur rutschen wir in Phnom Penh ins neue 2015.
Seit vier Stunden laufen wir durch die Stadt, vorbei am Königspalast, am Tonle Sap River entlang, der gerade dort in den Mekong fliesst und nehmen auf einer Dachterrasse den Sundowner, ohne Sonne, dafür mit Blick auf den Fluss fünf Stockwerke unter uns. Kein Fahrstuhl und mein Gott, ist die Treppe steil und endlos. Hannes Australian Chardonnay kommt sofort, zusammen mit den süss/salzigen kleinen Erdnüssen, noch in der rotbraunen Haut (Ballaststoff, gut für die V...) – sehr lecker! Mein KarottenGurkenIngwerFruchtsaft dauert etwas bis sehr viel länger, haut dafür vom Hocker – einfach brilliant. Wir bestellen Erdnüsse nach und geben uns dem Ausblick hin! 

Nach einem etwas enttäuschenden Abendessen – die Springrolls waren bestimmt schon vor der Behandlung in der Friteuse hart und trocken – immerhin, einer von zwei Hauptgängen (wir teilen immer, alles!), GreenCurryChicken, war ganz annehmbar. 


Was macht man in unserem Alter am Silvesterabend um 21 Uhr, satt und müde von der Reise und dem ausgiebigen Stadtbummel, dem asiatischen Gewusel auf den Strassen – Tuk Tuks, Mopeds, Autos, Lastwagen, Gross-und Kleinbusse und tausenden von Menschen, Einheimischen und Touristen und ohne Aussicht auf eine rauschende Ballnacht im kleinen Hotel? Man geht ins Bett und versucht zu schlafen. Letzteres stellt sich dann doch schwieriger dar, als gedacht. Im Hotel ist es ruhig. Auf der Strasse steigt der Lärmpegel langsam an und irgendwo, wahrscheinlich einen Block entfernt, aber gefühlt direkt unter uns, macht sich eine LiveRockBand an die Arbeit. Mitsingen können wir nicht, es werden eher heimische Titel interpretiert, aber Bass und Schlagzeug bewegen die Matraze. Selber Schuld. Es klappt später doch noch mit dem Einschlafen. Ich erwache mitten im Countdown, so bei SEVEN, SIX, … Hanne pennt durch!
Am Neujahrstag steht morgens der Phnom Penh auf der Liste – der Hügel (Phnom) der älteren Dame Penh, die in grauer Vorzeit vier Buddhastatuen im Fluss schwimmen sah, sie rettete und in einen kleinen Tempel auf besagten Hügel stellte – die Hauptstadt Kambodschas war geboren. Der zentrale Markt entpuppt sich als eine Ansammlung unzähliger, uninteressanter Klamotten-, Schuh-, Juwelen- und Haushaltsartikelständen. Das darüber gestülpte, riesige Gebäude, angeblich Jugendstil, ist mächtig und imposant, aber … nicht richtig schön! 

Highlight ist der Königspalast! Architektur und Gartenanlage gehören zu den schönsten, die wir gesehen haben – nur das Geschenk Napoleon III. aus dem 19. Jhrdt., ein 'eisernes' Haus, fällt total aus der Rolle – ein peinlicher Stilbruch! Uns ist nicht ganz klar, ob dieses Werk momentan renoviert oder etwa permanent abgedeckt wird, um dem Besucher den Anblick zu ersparen?
Der Tempel, in dem sich der winzige Emerald Buddha versteckt, heisst Silver Pagoda – dabei haben wir doch in Myanmar gelernt, dass man Pagoden nicht betreten kann, da sie keinerlei Innenraum haben!?! Es ist sehr voll, und deshalb rächt sich jetzt, auf fatale Weise, die Regel, die Schuhe auszuziehen, bevor man den Tempel betritt. Respekt hin oder her, sicherlich leidet auch der winzig kleine grüne Edelsteinbuddha unter mangelnder Fusshygiene.
An diesem Abend essen wir vorzüglich im Hotel Plantation!

Fünf Stunden dauert, heisst es, die Busfahrt von Phnom Penh nach Siem Reap. Um 12 Uhr sollte es losgehen. Um 12:50 fährt der Bus ab, um 21 Uhr sind wir im Hotel. Der Zeitplan ist sicherlich vorausblickend entstanden. Wenn die Strassen alle einmal fertiggestellt und alle Schlaglöcher beseitigt sein sollten, wird es bestimmt nur noch fünf Stunden dauern für 340km

Schlaglöcher sind in den Seitenstrassen Siem Reaps allgegenwärtig – Sopheak unser TukTukFahrer umfährt sie kunstvoll. Der Zustand mancher Strassen steht in krassem Gegensatz zu den schier unzählbaren, pächtig schönen bis schwülstigen Luxushotels ausserhalb der Altstadt. Die Szenerie erinnert stark an Las Vegas – obwohl, da gibt es keine Löcher in den Strassen, oder?
Unser Within Journeys Boutiquehotel liegt ideal zwischen der Altstadt und den Tempels Angkors.
Sopheak bleibt unser Fahrer für die nächsten Tage. Morgens nach dem Frühstück holt er uns ab und tuktukt uns zu den Tempeln, wartet dort bis wir genug haben, versorgt uns stets mit eisgekühltem Mineralwasser aus der Box unter unserem Sitz und bringt uns zu Beginn der Mittagshitze ins Hotel und zu dem, uns sehnsüchtigt erwartenden, Pool zurück. 

Mit fast deutscher Pünktlichkeit steht Sopheak um 18 Uhr bereit, um uns in die Altstadt zu fahren. Aus dem Reiseführer und den Empfehlungen des Hotels enscheiden wir uns für zwei Restaurants unmittelbar neben dem Altstadtmarkt und nehmen sie abwechselnd in Anspruch. Khmer Kitchen, basic, sehr gut mit bebilderter Speisekarte, aber leider immer sehr früh sehr voll und Amok, etwas upmarket, stylish, teurer, aber dafür weniger frequentiert und es schmeckt hervorragend. Sopheak holt uns wieder ab. Zwischen 18 und 21 Uhr stellt das Hotel den TukTukService gratis zur Verfügung. 

Die dienstbaren Geister des Hotels sind nicht nur freundlich und hilfreich, sie versorgen uns rund um die Uhr – beispielhaft. Das kleine Restaurant, in dem wir auch frühstücken, ist bis 21 Uhr durchgehend geöffnet und serviert auch nachmittags leckere asiatische Suppen, Curries, Springrolls und die üblichen Getränke. Amok, das kambodschanische Nationalgericht, Fisch (oder Fleisch) mit Lemon Grass, Kokosnuss und Chilli, serviert in einem Bananenblatt, soll hier sehr gut sein. Wir geniessen selbiges abends in gleichnamigen Restaurant.
Am Pool ist der geeiste ChocolatePeanutShake unser Favorit – nahrhaft und ein Hochgenuss!

Angkor Wat, Angkor Thom und Ta Prohm und die anderen werden mit Recht mit den grossen Baudenkmälern dieser Erde verglichen, den Tempeln der Inkas und Mayas, den ägyptischen Pyramiden, der chinesischen Mauer und den Tempeln in Bagan, Myanmar. Mit Recht verglichen aber trozdem unvergleichlich. Der Lonely Planet, bzw. der Schreiberling für Kambodscha, ist totally over the moon in seiner Begeisterung – es wimmelt nur so von Superlativen, ein sprachliches Meisterwerk. Aber, auch wir sind beindruckt! Wer so etwas mag, muss da hin. 

Wir begeistern uns für Ta Prohm, bei dem die Natur auf eindruckvollste Weise ihre Dominanz demonstriert. Das tropische Baumungeheuer, Strangler Fig, ergiesst sich über Türme und Mauern und zerstört unaufhaltsam, was tausende von Arbeiter in jahrelangem Frondienst im 12 Jhdt. mühsam errichtet haben. Die Restauration ist dort und überall in vollem Gang. Publikumswirksam lässt man einige der mehrere hundert Jahre alten Bäume weiter gewähren. Aus dem Lonely Planet lernen wir, dass das berühmteste Exemplar der 'Tomb Raider tree' ist, der, an dem Lara Croft eine Jasminblüte pflückt, bevor sie sich durch die Erde stürzt …, direkt in die Pinewood Studios. Wir rätseln noch, ob wir den Film jetzt doch sehen sollten.!?! 
 
Wir und die Massen von Touries drängen uns durch die Anlagen – Januar ist Hochsaison und alle sind da! Sprachlich glauben wir chinesische Grossgruppen zu erkennen. Und es passt! Als ich, alter, grosser Mann, in einer winzigen Maueröffnung erscheine und eben beginnen will, die wenigen, irrsinnig steilen, engen Stufen nach unten zu klettern, stürmt mir eine vermeintlich chinesische Grossgruppe entgegen, wild entschlossen, meine Präsenz zu ignorieren und mich zurück ins Tempelinnere zu drängen. Ich stosse einen lauten warnenden Laut aus, ähnlich dem 'HoHo' eines angloamerikanischen Father Xmas und ... – es klappt! Plötzlich sind alle sensibilisiert und lassen mir den Vortritt! Geht doch! Ich bin skeptisch, ob das mit deutschen oder holländischen Grossgruppen gelingen würde.
Vielleicht sollten wir als Pensionierte die jeweilige Hochsaison konsequent meiden. In den tropischen Destinationen hat man dafür gerade in diesen Zeiten ein besseres Klima. Wir schätzen die moderaten 25°C, (die Kambodschaner frieren!), die momentane Trockenheit (verantwortlich für den Staub) und, klimaunabhängig, die Sauberkeit und vor allem die Freundlichkeit der Leute. 

Nach vier Tagen zollen wir Sopheak und den Mitarbeitern des Hotels zum letzten Mal Respekt. Überreicht man etwas, in diesem Fall Trinkgeld, macht man das mit beiden Händen oder mit der rechten Hand, während man mit der linken gleichzeitig den Ellenbogen des eigenen, rechten Arms berührt. Das will geübt sein! Eigentlich aber überflüssig in unserem Fall, wie der junge Mann an der Rezeption erklärt: Das machen nur die Jungen, gegenüber den Alten, bzw. den Respektpersonen! Wann haben wir es schon einmal mit noch Älteren als uns selbst zu tun – in Kambodscha?
Abends landen wir wieder im nicht so staubigen, immer aufgeräumten, grünen, schwülen, regnerischen Singapur – auch schön!

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