Kambodscha – endlich
wieder Asien!
Elf Monate Europa – nein, langweilig
war uns nicht! Aber es fehlt halt doch ab und zu das besondere Etwas.
Nach Weihnachten in Familie in Singapur rutschen wir in Phnom Penh
ins neue 2015.
Seit vier Stunden laufen wir durch die
Stadt, vorbei am Königspalast, am Tonle Sap River entlang, der
gerade dort in den Mekong fliesst und nehmen auf einer Dachterrasse
den Sundowner, ohne Sonne, dafür mit Blick auf den Fluss fünf
Stockwerke unter uns. Kein Fahrstuhl und mein Gott, ist die Treppe
steil und endlos. Hannes Australian Chardonnay kommt sofort,
zusammen mit den süss/salzigen kleinen Erdnüssen, noch in der
rotbraunen Haut (Ballaststoff, gut für die V...) – sehr lecker!
Mein KarottenGurkenIngwerFruchtsaft dauert etwas bis sehr viel
länger, haut dafür vom Hocker – einfach brilliant. Wir bestellen
Erdnüsse nach und geben uns dem Ausblick hin!
Nach einem etwas enttäuschenden
Abendessen – die Springrolls waren bestimmt schon vor der
Behandlung in der Friteuse hart und trocken – immerhin, einer von
zwei Hauptgängen (wir teilen immer, alles!), GreenCurryChicken, war
ganz annehmbar.
Was macht man in unserem Alter
am Silvesterabend um 21 Uhr, satt und müde von der Reise und
dem ausgiebigen Stadtbummel, dem asiatischen Gewusel auf den Strassen
– Tuk Tuks, Mopeds, Autos, Lastwagen, Gross-und Kleinbusse und
tausenden von Menschen, Einheimischen und Touristen und ohne Aussicht
auf eine rauschende Ballnacht im kleinen Hotel? Man geht ins Bett
und versucht zu schlafen. Letzteres stellt sich dann doch schwieriger
dar, als gedacht. Im Hotel ist es ruhig. Auf der Strasse steigt der
Lärmpegel langsam an und irgendwo, wahrscheinlich einen Block
entfernt, aber gefühlt direkt unter uns, macht sich eine
LiveRockBand an die Arbeit. Mitsingen können wir nicht, es werden
eher heimische Titel interpretiert, aber Bass und Schlagzeug bewegen
die Matraze. Selber Schuld. Es klappt später doch noch mit dem
Einschlafen. Ich erwache mitten im Countdown, so bei SEVEN, SIX, …
Hanne pennt durch!
Am Neujahrstag steht morgens der Phnom
Penh auf der Liste – der Hügel (Phnom) der älteren Dame Penh, die
in grauer Vorzeit vier Buddhastatuen im Fluss schwimmen sah, sie
rettete und in einen kleinen Tempel auf besagten Hügel stellte –
die Hauptstadt Kambodschas war geboren. Der zentrale Markt entpuppt
sich als eine Ansammlung unzähliger, uninteressanter Klamotten-,
Schuh-, Juwelen- und Haushaltsartikelständen. Das darüber
gestülpte, riesige Gebäude, angeblich Jugendstil, ist mächtig und
imposant, aber … nicht richtig schön!
Highlight ist der Königspalast!
Architektur und Gartenanlage gehören zu den schönsten, die wir
gesehen haben – nur das Geschenk Napoleon III. aus dem 19. Jhrdt.,
ein 'eisernes' Haus, fällt total aus der Rolle – ein peinlicher
Stilbruch! Uns ist nicht ganz klar, ob dieses Werk momentan renoviert
oder etwa permanent abgedeckt wird, um dem Besucher den Anblick zu
ersparen?
Der Tempel, in dem sich der winzige
Emerald Buddha versteckt, heisst Silver Pagoda – dabei haben wir
doch in Myanmar gelernt, dass man Pagoden nicht betreten kann, da sie
keinerlei Innenraum haben!?! Es ist sehr voll, und deshalb rächt
sich jetzt, auf fatale Weise, die Regel, die Schuhe auszuziehen,
bevor man den Tempel betritt. Respekt hin oder her, sicherlich
leidet auch der winzig kleine grüne Edelsteinbuddha unter mangelnder
Fusshygiene.
An diesem Abend essen wir vorzüglich
im Hotel Plantation!
Fünf Stunden dauert, heisst es, die
Busfahrt von Phnom Penh nach Siem Reap. Um 12 Uhr sollte es losgehen.
Um 12:50 fährt der Bus ab, um 21 Uhr sind wir im Hotel. Der Zeitplan
ist sicherlich vorausblickend entstanden. Wenn die Strassen alle
einmal fertiggestellt und alle Schlaglöcher beseitigt sein sollten,
wird es bestimmt nur noch fünf Stunden dauern für 340km.
Schlaglöcher sind in den
Seitenstrassen Siem Reaps allgegenwärtig – Sopheak unser
TukTukFahrer umfährt sie kunstvoll. Der Zustand mancher Strassen
steht in krassem Gegensatz zu den schier unzählbaren, pächtig
schönen bis schwülstigen Luxushotels ausserhalb der Altstadt. Die
Szenerie erinnert stark an Las Vegas – obwohl, da gibt es
keine Löcher in den Strassen, oder?
Unser Within Journeys Boutiquehotel
liegt ideal zwischen der Altstadt und den Tempels Angkors.
Sopheak bleibt unser Fahrer für die
nächsten Tage. Morgens nach dem Frühstück holt er uns ab und
tuktukt uns zu den Tempeln, wartet dort bis wir genug haben, versorgt
uns stets mit eisgekühltem Mineralwasser aus der Box unter unserem
Sitz und bringt uns zu Beginn der Mittagshitze ins Hotel und zu dem,
uns sehnsüchtigt erwartenden, Pool zurück.
Mit fast deutscher
Pünktlichkeit steht Sopheak um 18 Uhr bereit, um uns in die Altstadt
zu fahren. Aus dem Reiseführer und den Empfehlungen des Hotels
enscheiden wir uns für zwei Restaurants unmittelbar neben dem
Altstadtmarkt und nehmen sie abwechselnd in Anspruch. Khmer
Kitchen, basic, sehr gut mit bebilderter Speisekarte, aber leider
immer sehr früh sehr voll und Amok, etwas upmarket, stylish,
teurer, aber dafür weniger frequentiert und es schmeckt
hervorragend. Sopheak holt uns wieder ab. Zwischen 18 und 21 Uhr
stellt das Hotel den TukTukService gratis zur Verfügung.
Die dienstbaren Geister des Hotels sind
nicht nur freundlich und hilfreich, sie versorgen uns rund um die Uhr
– beispielhaft. Das kleine Restaurant, in dem wir auch frühstücken,
ist bis 21 Uhr durchgehend geöffnet und serviert auch nachmittags
leckere asiatische Suppen, Curries, Springrolls und die üblichen
Getränke. Amok, das kambodschanische Nationalgericht, Fisch
(oder Fleisch) mit Lemon Grass, Kokosnuss und Chilli, serviert in
einem Bananenblatt, soll hier sehr gut sein. Wir geniessen selbiges
abends in gleichnamigen Restaurant.
Am Pool ist der geeiste
ChocolatePeanutShake unser Favorit – nahrhaft und ein Hochgenuss!
Angkor Wat, Angkor Thom und Ta Prohm
und die anderen werden mit Recht mit den grossen Baudenkmälern
dieser Erde verglichen, den Tempeln der Inkas und Mayas, den
ägyptischen Pyramiden, der chinesischen Mauer und den Tempeln in
Bagan, Myanmar. Mit Recht verglichen aber trozdem unvergleichlich.
Der Lonely Planet, bzw. der Schreiberling für Kambodscha, ist
totally over the moon in seiner Begeisterung – es wimmelt nur so
von Superlativen, ein sprachliches Meisterwerk. Aber, auch wir sind
beindruckt! Wer so etwas mag, muss da hin.
Wir begeistern uns für Ta
Prohm, bei dem die Natur auf eindruckvollste Weise ihre Dominanz
demonstriert. Das tropische Baumungeheuer, Strangler Fig, ergiesst
sich über Türme und Mauern und zerstört unaufhaltsam, was tausende
von Arbeiter in jahrelangem Frondienst im 12 Jhdt. mühsam errichtet
haben. Die Restauration ist dort und überall in vollem Gang.
Publikumswirksam lässt man einige der mehrere hundert Jahre alten
Bäume weiter gewähren. Aus dem Lonely Planet lernen wir, dass das
berühmteste Exemplar der 'Tomb Raider tree' ist, der, an dem Lara
Croft eine Jasminblüte pflückt, bevor sie sich durch die Erde
stürzt …, direkt in die Pinewood Studios. Wir rätseln noch, ob
wir den Film jetzt doch sehen sollten.!?!
Wir und die Massen von Touries drängen
uns durch die Anlagen – Januar ist Hochsaison und alle sind da!
Sprachlich glauben wir chinesische Grossgruppen zu erkennen. Und es
passt! Als ich, alter, grosser Mann, in einer winzigen Maueröffnung
erscheine und eben beginnen will, die wenigen, irrsinnig steilen,
engen Stufen nach unten zu klettern, stürmt mir eine vermeintlich
chinesische Grossgruppe entgegen, wild entschlossen, meine Präsenz
zu ignorieren und mich zurück ins Tempelinnere zu drängen. Ich
stosse einen lauten warnenden Laut aus, ähnlich dem 'HoHo' eines
angloamerikanischen Father Xmas und ... – es klappt! Plötzlich
sind alle sensibilisiert und lassen mir den Vortritt! Geht doch! Ich
bin skeptisch, ob das mit deutschen oder holländischen Grossgruppen
gelingen würde.
Vielleicht sollten wir als Pensionierte
die jeweilige Hochsaison konsequent meiden. In den tropischen
Destinationen hat man dafür gerade in diesen Zeiten ein besseres
Klima. Wir schätzen die moderaten 25°C, (die Kambodschaner
frieren!), die momentane Trockenheit (verantwortlich für den Staub)
und, klimaunabhängig, die Sauberkeit und vor allem die
Freundlichkeit der Leute.
Nach vier Tagen zollen wir
Sopheak und den Mitarbeitern des Hotels zum letzten Mal Respekt.
Überreicht man etwas, in diesem Fall Trinkgeld, macht man das mit
beiden Händen oder mit der rechten Hand, während man mit der linken
gleichzeitig den Ellenbogen des eigenen, rechten Arms berührt. Das
will geübt sein! Eigentlich aber überflüssig in unserem Fall, wie
der junge Mann an der Rezeption erklärt: Das machen nur die Jungen,
gegenüber den Alten, bzw. den Respektpersonen! Wann haben wir es
schon einmal mit noch Älteren als uns selbst zu tun – in
Kambodscha?
Abends landen wir wieder im nicht so
staubigen, immer aufgeräumten, grünen, schwülen, regnerischen
Singapur – auch schön!
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