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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Sonntag, 2. Februar 2014

Zurück aus dem schwarzen Afrika – völlig unbeschadet!!! 
 

Viele unserer Freunde und Bekannten, denen wir in den vergangenen Monaten erzählten, dass wir eine Reise nach Uganda planen, hatten uns voller ungläubigem Erstaunen angestarrt: „Was wollt ihr denn da?“ oder „... zu Idi Amin?“
Letzterer ist schon seit über 30 Jahren nicht mehr unter den Lebenden. Und es verwundert ein wenig, dass seine Schreckensherrschaft mit 300.000 Toten besser in Erinnerung bleibt als die seines Vorgängers und Nachfolgers Obote, der es auf 500.000 Opfer brachte. Anhänger Obotes trifft man in seiner Heimatregion noch heute. Mit einem konnte ich mich länger unterhalten. 'Obote sei doch immerhin freiwillig zurückgetreten und habe dem zerstrittenen Land damit seinen Frieden gegeben! Und dieser Präsident heute, der müsse endlich gehen und anderen, jungen Leuten eine Chance geben.' Mit der letzten Aussage könnte er vielleicht Recht haben. 

 
Als ich Hanne vor drei Jahren vorschlug, nach Uganda zu reisen, googelte sie die Webseite des Auswärtigen Amtes, damals wollte das nach Obote gewählte Staatsoberhaupt, Präsident Museveni, zur 6. Wiederwahl antreten. Er selbst hatte noch während seiner zweiten Amtszeit die Verfassung dergestalt ändern lassen, dass er beliebig oft wiedergewählt werden kann – und er wurde und blieb, bis heute! Vor drei Jahren sollte man grössere Städte und Menschenansammlungen meiden:
Wir verschoben die Reise.
Heute ist Uganda eines der sichersten Reiseländer Afrikas – sicherer als Kenia!!!


Uganda ist durch die lang andauernden Bürgerkriege arg gebeutelt. Museveni brachte in seiner 28 Jahre andauernden Präsidentschaft Stabilität, aber noch über Jahre trieben Rebellengruppen nach dem Rücktritt Obotes ihr Unwesen, überfielen Dörfer, schändeten, verstümmelten, nahmen Kinder als Soldaten in ihre Gewalt und versetzten so die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Bis heute existiert die Rebellentruppe 'Lord Resistence Army', des selbst ernannten, religiösen Heilsbringers Joseph Kony, der unglaubliche Greueltaten auf dem Gewissen hat. Die ugandische Armee jagt ihn und seine Truppe momentan mit mehreren tausend Mann im Urwald des benachbarten Kongos, wohin er sich zurückgezogen hat. Im Reiseführer von 2013 heisst es, er treibe sich im Norden Ugandas herum. 

 
Die Bevölkerung leidet heute noch unter den Traumata der Vergangenheit.
Es gibt kaum Regionen ohne zurückgekehrte Kindersoldaten, die es vielfach schwer haben, wieder integriert zu werden. Die eigenen Familien und Dorfbewohner machen ihnen Vorwürfe. Viele von ihnen wurden von den Rebellen mit perfiden Methoden dazu gezwungen, Geschwister oder Kinder aus ihren eigenen Dörfern zu ermorden, um ihre Flucht nach Hause unmöglich zu machen. Wir besuchen einen Radiosender in Lira, der in den vergangenen Jahren immer wieder Radiobotschaften an Kindersoldaten gesendet hat, mit der Aufforderung nach Hause zu kommen. Christliche und muslimische Religionsgemeinschaften kämpfen gemeinsam für die Integration der Betroffenen.


Uganda ist ein schönes Land.
Und es liegt mittendrin in Afrika, Zwischen dem Kongo im Westen und Kenia im Osten, dem Südsudan im Norden und dem Victoriasee mit dem Äquator im Süden. Wir befinden uns während der gesamten Reise auf über 1.000m Höhe, weshalb das Klima in der Trockenzeit tagsüber angenehme 30 Grad Celsius und mehr aufweist und eine geringe Luftfeuchtigkeit. Sehr angenehm! Nachts fällt das Termometer auch mal auf +15 Grad, dann zieht man sich eben das Laken übers Nachthemd. Man kann getrost immer kalt duschen, schliesslich sind wir in Afrika! Häufig kann sich das Wasser in der Therme mangels Strom ohnehin nicht aufheizen.


Völlig übermüdet landen wir morgens um 4:00 Uhr in Entebbe, dem königlichen und kolonialen Vorort der Hauptstadt Kampala. Nach 17 Stunden mit Umsteigen in Istanbul und einer Zwischenlandung in Kigali geht die Reise im Bus nahtlos weiter. Die meisten unserer 15köpfigen Reisegruppe, 13 Afrikahungrige und 2 ugandaerfahrene Reiseleiterinnen, fallen immer wieder in kurze Tiefschlafphasen, die aufgrund der zahlreichen Schlaglöcher, denen unser grossartiger Fahrer Rogers nicht immer kunstvoll ausweichen kann, zu wahren Nickerchen verkommen.  
Zwischendurch starren wir gespannt auf die überwiegend flache Landschaft.
Viele Büsche – savannenartig, wenig Bäume (die wurden während der Kriege gefällt) und immer wieder Siedlungen entlang der Strasse. Viereckige Geschäftsgebäude aus Stein, oft mit nach vorn überstehenden Dächern, die den Händler Schutz vor der tropischen Sonne bieten. Dahinter Rundhütten, gemauert mit gebrannten Ziegeln oder aus getrockneten Lehm, dem eine Holzkonstruktion Halt bietet. Nur die Hauptverkehrsachsen sind asphaltiert. Biegt man ab, befindet man sich auf rotem Untergrund, der jetzt, in der Trockenzeit erstaunlich gut befahrbar ist – meistens, mit Ausnahme der Löcher. Wir können uns nicht vorstellen, wie es in der Regenzeit aussieht.


Der Reiseveranstalter Tugende (Gehen wir! - in einer der 40 Sprachen Ugandas - www.tugende.org) bietet uns eine Projekt- und Begegnungsreise. Gertrud und Gerlinde, unsere Reiseführerinnen haben jahrelang in Uganda, im Projekt Salem, gelebt und gearbeitet und nach ihrer Rückkehr die Hilfsorganisation Tukolere Wamu e.V. (Wir arbeiten zusammen! - www.tukolere-wamu.de) gegründet. Der Verein hilft punktuell, die Projekte sind klein und überschaubar. Sie geben Anschub, helfen den Menschen selbst auf die Beinen zu kommen, Einkommen zu erzielen und ihre Lebenssituation zu verbessern. Es erfolgt keine langfristige, dauerhafte Versorgung, die ebenso dauerhaft Spendengelder benötigt, ohne, dass sich viel ändert. 

 
Tukolere Wamu stellt z.B. einer Gruppe von Farmern oder einer Schule einmalig Saatgut, einen Pflug und zwei Ochsen zur Verfügung, damit der trockene Boden wirksam bearbeitet werden kann. Der Ertrag dient nicht nur der eigenen Versorgung. Die Produkte sollen verkauft und die Erlöse reinvestiert werden. Die Empfänger müssen ihre Anträge für Hilfsleistungen begründen, regelmässig kurz über ihre Fortschritte berichten und den Erfolg ihrer Arbeit nachweisen. Die Projekte werden eine Zeit lang betreut und erst aus der Verantwortung entlassen, wenn die vertraglichen Bedingungen erfüllt sind. Hilfe zur Selbsthilfe! Manchmal werden für eine Schule auch nur Mittel für den eigenständigen Bau von Latrinen bereitgestellt – steht die Latrine, ist das Projekt abgeschlossen.


Wir begegnen den Menschen in diesen Projekten und den Helfern vor Ort. Wie oft haben wir auf unseren Reisen das Bedürfnis mit der Bevölkerung im Land in Kontakt zu treten. Selten genug gelingt das – und wenn, meist nur für einige Augenblicke. Hier klappt es!


Das touristische Highlight des ersten Tages sind die Breitmaulnashörner. Die Engländer haben es mal wieder mistverstanden, und diesem Lapsus haben wir es zu verdanken, dass die Kolosse als 'White and Black Rhinos' durch die englischsprachige Literatur und die Nationalparks traben. Man muss es nicht verstehen, wie aus 'wide' (breit) white (weiss) wurde! Die Black Rhinos wurden in angewandter Logik so genannt, weil sie kein breites Maul haben – beide Arten sind übrigens farblich in gleicher Weise grau!


Wir kommen bis auf zehn Meter an die beeindruckenden, Ehrfurcht einflössenden Tiere heran – wohlgemerkt nicht ganz in freier Wildbahn, aber immerhin ohne Zaun dazwischen, fünfzehn Weissgesichtige und nur ein Ranger. Die Prachtexemplare sind den Rangern namentlich bekannt, einer heisst Obama – sein Vater stammt aus Kenia, die Mutter ist eine Spende aus einem US Zoo. Passt! Viele heimische Tierarten fielen während des Krieges Wilderern zum Opfer, die Bevölkerung, vor allem die vielen tausend Flüchtlinge, wollten einfach überleben. Jetzt wird der Wildtierbestand mühsam wieder aufgebaut. Uganda nimmt die Aufgabe ernst, die Nationalparks nehmen zehn Prozent der Fläche des Landes ein. 


Ein paar Meter weiter eine kleine Herde dieser afrikanischen Rinder mit den überdimensionalen, monströsen Hörner – gleichermassen beeindruckend. Auf den Märkten für Touristen sehen wir die Hörner wieder. Ich glaube man nimmt besser zwei, um das Wohnzimmer afrikanisch zu verschönern.

Todmüde fallen wir abends unter dem Mosquitonetz in unseren Rundhütten in Masindi in tiefen Schlaf.

 
Nach einem ugandischen Abendessen natürlich: oft mit Posho, einem festen Maisbrei oder Matoke, einem festen Brei aus Kochbananen oder Obulu, dem festen Hirsebrei – manchmal gibt es auch zwei oder alle drei. Dazu Süsskartoffeln, oder Irish Potatoes (das sind die uns wohlbekannten!) und/oder Reis. Gemüsesorten sind Gurken, Tomaten, Avocados, eine Art Grünkohl oder Mangold, Erbsen, Bohnen, Linsen, meist in sehr schmackhaften Sossen, manchmal ein wenig scharf, sehr lecker! Wenn es Fleisch gibt, ist es häufig Huhn


Und immer frisches Obst: Passionsfrüchte (Maracujas); Mangos (lecker); Papayas (na ja); und Ananas (selbst ich esse hier diese von mir ungeliebten Früchte aus traumatischen Toast-Hawaii-Kindheitserinnerungen – aber nur in Afrika!) Selten haben wir uns so gesund, fettarm und kohlenhydratreich ernährt. Es schmeckt gut, und wir essen viel und nehmen nicht zu!!!
Will man die 'Sodas' vermeiden, trinkt man Wasser oder Bier. Coca Cola bietet neben den Hausmarken u.a. noch einen schrecklich süssen Ananassaft an, den nach einmaligem Genuss sogar Hanne verschmäht, und das will was heissen. Wasser kann ich gut warm trinken, ayurwedamässig eben – Bier nicht! Problem sind die Stromausfälle. Nachts laufen wir sicherheitshalber immer mit Taschenlampen herum. Manchmal springen Notstromaggregate an, aber natürlich wäre es ökologisch unsinnig, damit den Kühlschrank zu betreiben, weshalb Bier häufig warm angeboten wird. Einige können nicht widerstehen, ich mag es aber wirklich nur kalt.


Wir habe es überlebt!
Klar, wir kannten die gesundheitlichen Gefahren einer solchen Reise. Brav schlucken wir die Malariaprofilaxetabletten, heute immer noch, bis zum siebten Tag nach der Rückreise. Am ersten Tag kamen ausser den Nashörner keine weiteren Gefahren dazu, der rote Staub, den man sich aus der Stirn wischt, ist ja nicht eigentlich gefährlich, aber dafür überall. 


Im Murchinson Nationalpark tauchen im Bus Flugobjekte auf, die unangenehm stechen und schlecht zu erschlagen sind. Ach, meint Gertrud, ich hätte sagen sollen, dass ihr euch hier auch tagsüber mit Insektenschutzmitteln einsprühen müsst. Es trat keine allgemeine Panik ein, die Tsetsefliege kann, muss aber die Schlafkrankeit nicht übertragen. Wie ja auch nicht einmal jede Mücke Malaria überträgt und sowieso nur die weiblichen! 


Manchmal beschlich uns das Gefühl, man wollte es für uns ein wenig spannend machen. So erzählte Gertrud, dass es im Nationalpark schon sein könne, dass man einem Nilpferd begegnet, wenn man nachts mal vors Zelt treten muss.  


Diese Flusspferde sind bekannterweise nicht ganz so friedlich wie sie träge aussehen und können verdammt schnell rennen auf den ersten fünfzig Metern. Entweder haben wir es meinem ängstlichen Gesichtsausdruckes oder unserem fortgeschrittenen Alter zu verdanken, dass wir in einer Hütte mit Dusche und WC übernachten durften. Und dann gab es da gar keine. Im Nil, ein paar hundert Meter entfernt, dafür um so mehr, und da gehören sie ja hin. Krokodile gab es auch nicht wenige im Nil, aber die kommen ja ohnehin nicht zum Grasen an Land, nachts, ins Camp.

 
... und sonst? Schlangen haben wir gar nicht erst gesehen, Löwen auch nicht, dafür viele Arten von Gazellen und Antilopen und Affen und Warzenschweine und Wasserbüffel und Giraffen und Marabus, diese hässlichen Riesenvögel, auch Aas- und Müllfresser (in den Städten) und Fischadler und Kormorane und viele Arten von Reihern. 

 
Die Elefanten machen sich rar. Nach langen Irrfahrten durch den Park sehen wir sie dann ausserhalb des Zauns, in freier Wildbahn. Wenn man die Gorillas in den Bergen besuchen will kostet es 600 US $ pro Person!


Am vorletzten Tag wurde es noch einmal gefährlich. Wir quetschten uns in ein Boot und fuhren auf den Victoriasee, den zweitgrössten dieses Planeten, nach dem Baikalsee wohlgemerkt, ich wähnte den Grössten in den USA. (Gertrud hat die Wette gewonnen, und bekommt noch ein Bier von mir in Afrika oder einen Wein, wenn wir uns in Deutschland wiedersehen.) 

 
Der Victoriasee, nach dieser Queen benannt, obwohl sie nur einmal dort war, ist so gross wie Baden-Württemberg und hat es in sich. Er ist voller winziger Saugwürmer, die Bilharziose übertragen und sich durch die Haut, in die Blutbahn, bis zur Leber bewegen und dauerhafte Schäden anrichten. 


Die Fische des Gewässers darf man angeblich bedenkenlos verzehren, vielleicht aber besser nicht als Sushi! Ich fotografiere noch die hübschen kleinen Muscheln am Strand – dabei, in diesen entwickeln sich die Würmer zur voller Reife. Während der Bootsfahrt wische ich ein paar mal einen Wasserspritzer aus meinem Gesicht. Ganz ohne Gefahr wäre das Leben langweilig.


Acht Tage und Nächte bleiben wir in Salem.
Unsere Kinder Meike und Malte leiteten zwei Jahre lang das Salem Kinderdorf in Mindo, Äquador. Jetzt leben wir Salem, Uganda, das in den vergangenen 33 Jahren zu einem grossen Komlex mit vielfältigen Aufgaben herangewachsen ist.


Das Kinderdorf ist mit nur 25 Kindern vergleichsweise klein. Aber es gibt noch einen Kindergarten, ein Krankenhaus samt Operationssaal, eine Krankenpflegschule, eine Nähwerkstatt, eine Fahrschule, eine Autowerkstatt, eine Baumschule, Landwirtschaft, ein Guesthouse mit Konferenzzentrum und Restauration, u.v.a.m..


Es gibt Hebammen, die in den Dörfern um Salem herum Aufklärung und Hilfe anbieten und Sozialarbeiter, die Menschen in Not helfen. 


Dorfgemeinschaften werden angehalten Bäume zu pflanzen. Die Abholzung ist durch Krieg und den grossen Bedarf an Brennmaterial weit fortgeschritten. Ein grosser Mangobaum bietet der gesamten Dorfgemeinschaft Schatten, spendet Früchte und notfalls ein paar alte Äste Brennholz. Gemeinsam mit der Regierung wurden schon 100.000 Bäume gepflanzt, jetzt sollen 1,5 Millionen hinzukommen. 

Wir besuchen unzählige kleine und grosse Projekte. Im Kinderdorf üben Waltraut und ich mit den Kindern das Lied vom herumspazierenden Elefanten ein, das wir vorher mehr oder weniger holprig ins Englische übersetzt haben. Die Kinder sind begeistert, ich fasse mir mit der linken Hand an die Nase, ziehe den rechten Arm als Rüssel durch die Ellenbogenbeuge des linken nach vorn, beuge mich vornüber und schreite gemächlich, wiegenden Schrittes voran. Nach jeder Strophe, Nr. 1 und 2 werden ständig wiederholt, darf sich wieder ein Kind anschliessen, die Schlange wird länger und länger.
Übrigens, in Salem wird ausschliesslich vegetarisch gekocht. ...und, man glaubt es kaum, es schmeckt hervorragend. Eireen kocht meisterlich: der Tomaten-Avocado-Salat mit roten Zwiebeln, die Caneloni mit so-ähnlich-wie-Mangold-Füllung, der Kartoffelauflauf, der Kartoffelsalat, selbst gebackenes Brot und leckere Buns, und ... und ... und ...! Einfach köstlich!
Wir treffen ein paar überwinternde Deutsche im deutschen Eck, gleich neben dem Restaurant, beim allabendlichen Sundowner. Kurt trinkt Bier, Grit und Monika mögen den Smirnoff-Mix! Kurt und Grit sind jedes Jahr in Salem.

 
Er, Kurt, hat eine Wasserpumpe entwickelt, die ausschliesslich aus Materialien hergestellt wird, die im näheren Umkreis problemlos beschafft werden können. Der Betonblock wird dort gegossen, als Dichtung für den Zylinder dienen Stücke eines Gartenschlauchs. Mit den Jungs aus der mechanischen Werkstatt hat er einen Prototyp gebaut, dann durften sie allein üben, die Pumpe eigenständig herzustellen. In der letzten Woche wurde das erste, selbstgefertigte Exemplar ausgeliefert, weitere vier sind bestellt.

Sie, Grit, ist Laborantin und so oft sie möchte im Labor des Krankenhauses anzutreffen um mitzuhelfen. Für Reihenuntersuchungen oder Impfungen ist sie auch in den umliegenden Dörfern unterwegs. 


Wenn es ihr zuviel wird, schwingt sie sich hinten auf ein Boda Boda und lässt sich von den strampelnden oder gasgebenden Boda-Boda-Fahrern nach Salem zurückfahren. 

 
Boda Boda sind Motor- oder Fahrradtaxis, die hinten drauf Passagiere transportieren, i.d.R. einen, manchmal mehrere! Salem liegt in der Nähe von Mbale, der drittgrössten Stadt Ugandas. Dahinter türmt sich das Massiv des Mount Elgon auf, 4.321m hoch. Irgendwo dort verläuft die Grenze zu Kenia. Zwischen den Grenzposten auf beiden Seiten liegen ein paar Kilometer, die man entweder zu Fuss oder bequemer hinten auf dem Fahr- oder Motorrad bewältigt – eben von Border to Border – Boda Boda!

Uganda ist ein armes Land.
Massstab ist weltweit das Bruttoinlandsprodukt (ähnlich wie das Volkseinkommen). Das ugandische BIP pro Kopf beträgt noch keine 500 US $ pro Jahr. In Bangladesch, aller Welt als Armenhaus bekannt, beträgt das BIP/Kopf fast 700 US $. In Myanmar (siehe Blogs vom Dezember 2013) liegt die Vergleichszahl fast doppelt so hoch wie in Uganda. So viel besser geht es den Burmesen allerdings nicht, u.U. sogar schlechter. Es handelt sich um Durchschnittswerte und in Burma boomt gerade der Tourismus mit teuren Hotels, von dem einige Wenige stärker profitieren als die grosse Mehrheit. Weiterhin sagt diese Vergleichszahl nichts über die Kaufkraft des Einkommens aus. Uns erschien alles extrem günstig. Fürs teuerste Bier haben wir im Restaurant 1,50 Euro bezahlt und zwischen 3 und 6 Euro fürs Mittagessen. Mit wenigen Ausnahmen unerschwinglich für die Bevölkerung. Das deutsche BIP/Kopf beträgt weit über ca. 45.000 US $ p.a..
Aber die Leute sind überwiegend gut gelaunt, lachen viel und gern, auch mal über uns


Wir wurden überall freundlich aufgenommen. Lag es daran, dass man wusste, die spenden für die Hilfsprojekte? Ich glaube auch, aber nicht nur! Häufig fühlt man sich in Entwicklungsländern als Voyeur. So ganz lässt sich das Gefühl nie wegschieben. Als einige von uns in Mbale einen Gemüsemarkt besuchen, mache ich noch von der gegenüber liegenden Strassenseite ein Foto der gesamten Breitseite des Marktes. Ein junger Mann überquert die Strasse und beschimpft mich, was mir einfalle, die Leute zu fotografieren. Ich kann ihn nicht davon überzeugen, nur eine Aufnahme der Totale gemacht zu haben. Natürlich fragt man, bevor man Menschen fotografiert, und oft sagen sie nein, Männer häufiger als Frauen und wir respektieren das. Es ist in Uganda jedoch leicht, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die gemeinsame Landessprache ist Englisch und viele sprechen sie. Nach ein paar Sätzen, i.d.R. über die angebotenen Produkte, erlauben die meisten das Fotografieren mit einem strahlenden Lächeln. 


Als ich einer wunderschönen Marktfrau das Foto mit ihren attraktiv dargebotenen Produkten und ihr im Hintergrund zeige, ist sie masslos enttäuscht, sie sei ja gar nicht richtig zu sehen! Ich mache ein tolles Foto nur von ihr, jetzt sie ist zufrieden! 
  

Man könnte mit dem Bericht ewig lang fortfahren, vielleicht noch das eine oder andere Mitglied unserer Reisegruppe näher beleuchten oder vom Gespräch mit dem stellvertretenden Botschafter berichten, aber mal muss Schluss sein, sonst wird es langweilig, für mich, der ich das alles schreiben darf und für die eventuellen Leser des Blogs sowieso schon lange!

Bleibt noch, Gertrud und Gerlinde zu danken. Es ist sagenhaft, was diese engagierten Frauen und der gesamte Verein bewegen, alle arbeiten ehrenamtlich.
Danke, wir fühlten uns ausgezeichnet betreut, geführt und informiert – diese Reise war ein einmaliges Erlebnis. 
 
Nach 16 Tagen bleibt ein Facit, wir werden wiederkommen – ins richtige Afrika!

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