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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Gleich nördlich von Singapur – Malaysia

Will man von Singapur nach Malaysia auf der anderen Seite der Strait of Johor, geht das ungefähr so:

30 min Bus zum Causeway,
alle raus,
Rolltreppe hoch,
Singapur Passkontrolle,
Rolltreppe runter,
rein in Bus,
kurz übers Meer,
raus aus dem Bus,
Rolltreppe hoch, mit Gepäck!!!
Malaysia Passkontrolle,
falsche Rolltreppe runter,
Busse en masse,
unser ist weg!
Macht nichts, der nächste kommt in 5 min,
rein in den Bus der selben Linie,
10 min bis zum Larkin Busterminal in Johor Bahru.
Schon da!


Danach geht es gemütlich weiter, wir schlendern durch das Terminal und geniessen fremdländisch. Der Bas nach Desaru? In 1 1/2 Stunden! Mmh? Teksi: 200 malaysische Ringgit = 40 EUR? Zu teuer! Noch einmal fragen und siehe da: Bas nach Kota Tinggi, umsteigen in Bas nach Desaru. Der Basfahrer lächelt gewinnend, spricht ein wenig Englisch und fährt seinen Bas wie einen PKW. Eine Stunde später sind wir in Kota Tinggi und suchen verzweifelt den Bas nach Desaru. Keiner weiss Bescheid. Teksi? Desaru: 50 RM – ok!
Der Wagen ist alt, sehr alt, die Inneneinrichtung auch und schlichtweg dreckig, die Sitze schmerzen am Rücken, die Stossdämpfer – hat der welche? Unser Fahrer hat Ganesha, den elefantenköpfigen Hindugott und einen der vierarmigen Götter, Vishnu oder Shiva, auf dem Armaturenbrett und somit Vertrauen in deren und seine Fähigkeiten und die des Fahrzeugs: Beschleunigung, Bremsen, Federung, etc.. Er fährt wie der Teufel, 50 km in 30 min – die Strassen sind gut in Malaysia, nur wenige Unebenheiten, die er geschickt umfährt, auch während der Überholmanöver!

So schlecht ist das Hotel gar nicht, nur das eigentlich viel gelobte malayische Essen lässt zu wünschen übrig, aber Chicken Satay, gefolgt von Pizza Margarita an der Bar am Pool am letzten Abend ist das kulinarische Highlight des Aufenthalts im Pulai Desaru Beach Resort and Spa. Dazu ein Glas eisgekühlten Merlot, aus der nur etwas zu lange im Kühlschrank stehenden, offenen Flasche – wer kann verlangen, dass in einem überwiegend muslimischen Land die Trinkgewohnheiten der Europäer eingehalten werden. Die grossen amerikanischen Hotelketten verbiegen sich schon genug und kommen den westlichen Besuchern mit Beef Bacon und Chickensausage zum Frühstück entgegen.


Wir liegen zwei Tage faul im Schatten, schwimmen mehrere Kilometer im Pool und tauchen kurz mal ins Meer ein; trinken Wasser, Mango- und Melonensaft und den Super Nescafé aus den kleinen Schläuchen in unserem Zimmer mit Meerblick.
Kulinarisch Aufregendes kommt hoffentlich noch!

Die Teksifahrt nach Mersing wird ein Genuss: 140 km in gemütlichen zwei Stunden in einem ebenfalls alten, aber gepflegtem Proton (Automarke Malaysias – denen gehört Lotus zu 100%!) durch schier endlose Palmenplantagen (Malaysia erreicht 40% der
Welt-Palmöl-Produktion!). Wir halten an einer Tankstelle, unser Chauffeur steigt aus, macht ein paar Handzeichen, er hat uns zu Beginn der Reise klargemacht: „Sorry – no English!“, und kommt kurz danach mit drei Flaschen Wasser (zwei für uns) und zwei Kartons Popcorn (einer für uns) wieder. Er zeigt auf seinen Hals und sagt: „Dry!“. Wir bedanken uns gerührt – er auch, angesichts des wohlverdienten Trinkgelds.


Grundsätzlich sind wir beide ja geizig. Als wir gefragt werden: „Standard Room?“ nicken wir. Das Zimmer kostet 144 Ringitt (35 EUR) – das ist noch weniger als das Taxigeld (180 RM = 45 EUR), das Zimmer ist nicht ganz so toll. Mersing auch nicht. Von hier aus fahren die Touris auf die vorgelagerten Inseln. Momentan sind keine zu sehen, der Monsun hat begonnen. Immer wieder heftige Regenschauer!
Um 6:00 klingelt der Wecker, um 7:15 fährt der Bus. Als wir nach einem Toast und einer Tasse Tee aus dem Hotel wollen, giesst es wie aus Kübeln. Fünf Minuten später, als hätte jemand den Wasserhahn abgedreht, hört es wieder auf. Wir schaffen die 600 m zum Busterminal ohne Nass zu werden, dann dreht er den Wasserhahn wieder auf!
Trotz unser Kritiken an allen möglichen Religionsgemeinschaften, scheint Gott uns wohlgesonnen zu sein.
Wir sitzen 3 m vor dem Bus und bestaunen seinen ramponierten Frontspoiler, als er sich langsam in Bewegung setzt und auf uns zu rollt!!!! Wir springen auf und bringen uns in Sicherheit – ach was! - halb so schlimm! Die Vorderräder schaffen es gar nicht auf die Plattform – keine Gefahr! Die anderen Passagiere melden den Vorfall dem Busfahrer, der gemütlich herbei schlendert, einsteigt und mehrmals vor- und zurücksetzt. Es stinkt bestialisch nach abgeriebenen Bremsbelägen! Ich frage die junge Dame im Ticketoffice: „Are we waiting for repair?“, „No, for new bus.“ - Auch gut!


Die Fahrt geht über die Berge von der Ostküste an die Westküste – wir möchten dem einsetzenden Monsunregen entfliehen, das klappt aber nicht so ganz! Auf halber Strecke nach Melaka hält der Ersatzbus in Kluang. Einige Fahrgäste steigen aus. Wir bleiben sitzen bis man uns bedeutet: Neuer Bus. Wir steigen aus und in den davor wieder ein. Melaka? Ja! Der Bus, ein alter Superluxusliner, mit links einem und rechts zwei Liegesitzen, füllt sich. Zwei Damen finden keinen Platz mehr. Ratlos diskutieren fünf Angestellte der Buslinie zehn Minuten lang, studieren Listen und zucken mit den Achseln. Dann kommt einer auf die Idee, die Tickets zu kontrollieren. Alles in Ordnung! Wieder fünfköpfige, fünfminütige Diskussion, dann: alle raus, wieder in den alten Bus ohne Liegesitze. Passt. Es kann losgehen!


Melaka, Weltkulturerbe, ist offensichtlich auch für Malayen eine Reise wert. In den Strassen tummeln sich am Sonntag hauptsächlich Einheimische. Unzählige, grell bunte Rikschas, mit laut dröhnender Musik jeglicher Art aus riesigen Lautsprechern unter den Sitzbänken, fahren die Sehenswürdigkeiten ab. 



Wir finden es grossartig und bleiben zwei Nächte. Tagsüber sitzen wir lange in unserem Hotelzimmer, es regnet und giesst und regnet, ohn' Unterbruch! Einmal haben wir Glück und stöbern trocken durch die koloniale Altstadt, sonst mit den etwas vulgären Regenschirmen der US-Hotelkette.
Eine in Originalgrösse nachgebildete, portugiesische Kogge, das Stadthuys, die kleine Windmühle vor der Brücke nach Chinatown, Christ Church und ein Denkmal der jungen Queen Victoria zeugen von Weltmächten vergangener Zeiten.


In Chinatown finden wir in Nancy's Kitchen endlich die sehnsüchtig erwarteten Gaumenfreuden der chinesisch-malayischen Nyonyaküche:

  • eine regionale Version der Laksa, Nudelsuppe mit Kokusmilch, Lemongrass und allen möglichen Fleisch- und Fischeinlagen
  • Popiah – eine riesige Frühlingsrolle
  • Kangkung Belacan – Wasserspinat
  • Chicken Curry
  • ein vegetarisches Gemüsecurry auf Kokusmilchbasis
  • und unansehnliche braune, kleingehackte Schweinerippenstücke in einer super leckeren, süss-sauren Sosse

Alles aussergewöhnlich mmh! – dem Lonely Planet sei Dank!

... und zum Schluss noch dies:
In unseren Hotels finden wir an der Zimmerdecke beschriftete Pfeile: Kiblat oder Qiblat. Die Pfeile zeigen nach WESTEN. Dort, ganz weit hinten, liegt Mekka!


In Melaka liegt in einer Schublade die Bibel, das kennen wir ja! Im Schrank findet Hanne den Gebetsteppich: Please use for prayers only!

... and this:
The added „lah“ in Singlish or Minglish is completely meaningless:
  • Ken you help me wit fix car, lah?
  • Ya, lah – no, lah!
  • You want to go die lah?
A sign in an art shop in Melaka said:

To lah or not to lah
is the malayan question!


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