Es
is ja wie 's is!
Frühstück
bei Stefanie – nee, NDR, nich bei die Tochter in Singapur! –
hatten wir gerade ins Herz geschlossen, da haben sie es abgesetzt.
Nun
bleibt uns nur, das Mettbrötchen selbst zu schmieren, wenn wir mit
Dörte und Laszlo bei IKEA frühstücken (wieder mal) –
eine liebgewordene Gewohnheit, seit die beiden uns im Dezember 2012
dankenswerterweise quer durch Hamburg und zurück zu allen möglichen
und unmöglichen Möbelhäusern, Baumärkten und eben zu IKEA
kutschierten. D&L – liebe Freunde halt – sind auch Schuld
daran, dass wir uns in Niendorf niedergelassen haben, sie wohnen da.
Im
Sommer 2012 waren wir in Hamburg, um Wohnungen anzuschauen, D&L
hatten schon eine für uns – eben in Niendorf – die erste, die
wir uns ansahen. Eigentlich waren für die folgende Woche acht
Besichtigungen geplant. Die meisten Objekte stammten aus dem Immonet.
Kaum in HH angekommen, fuhren wir am Sonntag nur mal so die Adressen
ab und klingelten, in Niendorf klappte es. Die zwei Zimmer waren
niedlich, aber im dritten Stock und ohne Fahrstuhl – man muss
langsam ans Alter denken! Fünf Termine sagten wir Montag früh
wieder ab. Lage und/oder Häuser gefielen uns schon von aussen nicht.
Die Vermutung bestätigte sich: Im Immonet sieht man nur die
Wohnungen immer wieder, die schwer verkäuflich sind. Obwohl,
Prökelmoor, hätte mir als Adresse sehr zugesagt.
Unsere
neue Wohnung stand samstags nur ein einziges Mal im Abendblatt.
Montag Mittag waren wir die ersten, die sie besichtigten, alles
passte – am Montag darauf war der Notartermin.
Über
Preise redet man bei Hamburger Immobilien vornehm hanseatisch nicht
– wenn man sie unbedingt haben will.
Niendorf!
Da wollten wir gar nie hin! Meine Mutter wohnte vor 35 Jahren hier
und wir fanden es scheusslich spiessig, zwar in Hamburg, aber eben
doch nicht. … und dann der pamufflige Tibarg – nein danke!
Unerwähnt
bleiben sollte: Wir wohnten damals im wunderschönen Bargteheide, OD
und später im spiessig schönen Henstedt-Ulzburg, SE.
Heute
lieben wir das Tibarg Center, drinnen wie draussen und bummeln
zweimal pro Woche über den Wochenmarkt – auch weil der Käsestand
hinten links, die richtigen Sorten fürs Chäsfondue hat, selbst
Vacherin gibt's – man muss ja die allerliebsten ausländischen
Gewohnheiten nicht gleich über Bord werfen, nur weil man wieder im
Norden wohnt, sowieso ja nur zeitweise! … aber oft lang genug, um
nicht aufs Fondue verzichten zu können.
Also,
wir sind wieder da! Nach 44 Jahren! Bargteheide und
Henstedt-Ulzburg zählen nicht so richtig, von dort aus waren wir ja
nur mal auf Besuch in HH, an der Uni, im Kino, Theater oder so.
Und
HH fühlt sich für uns an wie vor 44 Jahren. Im Innersten spüren
wir vermessen blöd die 60er Jahre (die schönsten und
spannendsten), äusserlich sieht man uns das neue Jahrtausend
deutlich an. Wir entdecken die Stadt per Fahrrad, zu Fuss oder ÖV
(Schwyzerdütsch für HVV), grossartig! In dreissig Minuten per pedes
und U-Bahn zum Jungfernstieg, in vierzig Minuten, immer durchs Grüne,
auf dem Fahrrad bis an die Aussenalster, – Niendorf ist
super!!!
Uhlenhorst,
in unmittelbarer Nähe zu Conny (auch wegen Braunkohl und
überhaupt) und zu Urs und Heinz Werner (auch
wegen des guten Essens, der Sportfernsehevents und sowieso), wäre
natürlich auch gut gewesen, scheiterte aber daran, dass uns immer
irgendetwas nicht gefiel an den Wohnungen, i.d.R. der Preis.
Der
Schwanenwik entfacht immer noch heimatliche Gefühle in
mir. Die Bedürfnisanstalt gegenüber meiner alten Adresse, Nr. 36,
begeistert mich heute mit Erbsensuppe aus dem Styroporbecher und der
immer noch guten Aussicht. Obwohl heutzutage der Rathausturm direkt
vor dem noch immer nicht fertigen Elbphilharmoniemonstrum verblasst,
und überall die Gestelle des Containerhafens das Panorama
verschandeln.
Heute
darf man dafür auf dem Rasen lustwandeln. Früher wachte ein hoch
aufgeschossener, älterer Wärter mit Prinz-Heinrich-Mütze darauf,
dass man die alle paar Meter aufgestellten, dackelhohen Schilder
beachtete, nur nicht die Grünanlagen zu
betreten! Wir nannten ihn „Waldi“,
weil er sich stets in Begleitung eines kleinen Langhaardackels
befand. Der Stock mit dem Nagel unten dran diente Waldi nicht nur zum
Aufpieksen von Papierfetzen, sondern auch dazu, uns immer wieder vom
Rasen zu jagen. In wilder Drohgebärde fuchtelte er damit herum und
schrie ganz fürchterlich hinter uns her – aber, wir Terroristen
liefen einfach schneller und sein Dackel war harmlos. Verdeckt von
dicken Büschen sassen wir direkt am Ufer und rauchten Zigaretten
(später), die eins der Mädchen der Gang regelmässig von ihrer
grossen Schwester klaute, dort fand Waldi uns nie.
Heutzutage
würde der Gute tausend Tode sterben angesichts des offenen
Vandalismus, der an heissen Tagen rund um die Alster herrscht. Am
Ende eines Fahrradausfluges, sonntags, im diesjährigen, sonnigen
Juli, vertagten wir den abschliessenden Alsterapéro auf wochentags –
es war kein grünes Fleckchen mehr zu sehen, die Müllbehälter
quollen über, und rund um sie herum lag, was ganz Hamburg nach dem
Grillieren (Helvetikum!) nicht mehr brauchte.
Wohnten
wir heute noch am Schwanenwik, würden wir ohnehin im Sommer jedes
Wochenende in Niendorf verbringen!
Es
is ja wie 's is – und eben nicht mehr so wie früher!
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