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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Es is ja wie 's is!

Frühstück bei Stefanie – nee, NDR, nich bei die Tochter in Singapur! – hatten wir gerade ins Herz geschlossen, da haben sie es abgesetzt.
Nun bleibt uns nur, das Mettbrötchen selbst zu schmieren, wenn wir mit Dörte und Laszlo bei IKEA frühstücken (wieder mal) – eine liebgewordene Gewohnheit, seit die beiden uns im Dezember 2012 dankenswerterweise quer durch Hamburg und zurück zu allen möglichen und unmöglichen Möbelhäusern, Baumärkten und eben zu IKEA kutschierten. D&L – liebe Freunde halt – sind auch Schuld daran, dass wir uns in Niendorf niedergelassen haben, sie wohnen da.
Im Sommer 2012 waren wir in Hamburg, um Wohnungen anzuschauen, D&L hatten schon eine für uns – eben in Niendorf – die erste, die wir uns ansahen. Eigentlich waren für die folgende Woche acht Besichtigungen geplant. Die meisten Objekte stammten aus dem Immonet. Kaum in HH angekommen, fuhren wir am Sonntag nur mal so die Adressen ab und klingelten, in Niendorf klappte es. Die zwei Zimmer waren niedlich, aber im dritten Stock und ohne Fahrstuhl – man muss langsam ans Alter denken! Fünf Termine sagten wir Montag früh wieder ab. Lage und/oder Häuser gefielen uns schon von aussen nicht. Die Vermutung bestätigte sich: Im Immonet sieht man nur die Wohnungen immer wieder, die schwer verkäuflich sind. Obwohl, Prökelmoor, hätte mir als Adresse sehr zugesagt.


Unsere neue Wohnung stand samstags nur ein einziges Mal im Abendblatt. Montag Mittag waren wir die ersten, die sie besichtigten, alles passte – am Montag darauf war der Notartermin.
Über Preise redet man bei Hamburger Immobilien vornehm hanseatisch nicht – wenn man sie unbedingt haben will.
Niendorf! Da wollten wir gar nie hin! Meine Mutter wohnte vor 35 Jahren hier und wir fanden es scheusslich spiessig, zwar in Hamburg, aber eben doch nicht. … und dann der pamufflige Tibarg – nein danke!
Unerwähnt bleiben sollte: Wir wohnten damals im wunderschönen Bargteheide, OD und später im spiessig schönen Henstedt-Ulzburg, SE.
Heute lieben wir das Tibarg Center, drinnen wie draussen und bummeln zweimal pro Woche über den Wochenmarkt – auch weil der Käsestand hinten links, die richtigen Sorten fürs Chäsfondue hat, selbst Vacherin gibt's – man muss ja die allerliebsten ausländischen Gewohnheiten nicht gleich über Bord werfen, nur weil man wieder im Norden wohnt, sowieso ja nur zeitweise! … aber oft lang genug, um nicht aufs Fondue verzichten zu können.

Also, wir sind wieder da! Nach 44 Jahren! Bargteheide und Henstedt-Ulzburg zählen nicht so richtig, von dort aus waren wir ja nur mal auf Besuch in HH, an der Uni, im Kino, Theater oder so.
Und HH fühlt sich für uns an wie vor 44 Jahren. Im Innersten spüren wir vermessen blöd die 60er Jahre (die schönsten und spannendsten), äusserlich sieht man uns das neue Jahrtausend deutlich an. Wir entdecken die Stadt per Fahrrad, zu Fuss oder ÖV (Schwyzerdütsch für HVV), grossartig! In dreissig Minuten per pedes und U-Bahn zum Jungfernstieg, in vierzig Minuten, immer durchs Grüne, auf dem Fahrrad bis an die Aussenalster, – Niendorf ist super!!!


Uhlenhorst, in unmittelbarer Nähe zu Conny (auch wegen Braunkohl und überhaupt) und zu Urs und Heinz Werner (auch wegen des guten Essens, der Sportfernsehevents und sowieso), wäre natürlich auch gut gewesen, scheiterte aber daran, dass uns immer irgendetwas nicht gefiel an den Wohnungen, i.d.R. der Preis.
Der Schwanenwik entfacht immer noch heimatliche Gefühle in mir. Die Bedürfnisanstalt gegenüber meiner alten Adresse, Nr. 36, begeistert mich heute mit Erbsensuppe aus dem Styroporbecher und der immer noch guten Aussicht. Obwohl heutzutage der Rathausturm direkt vor dem noch immer nicht fertigen Elbphilharmoniemonstrum verblasst, und überall die Gestelle des Containerhafens das Panorama verschandeln.


Heute darf man dafür auf dem Rasen lustwandeln. Früher wachte ein hoch aufgeschossener, älterer Wärter mit Prinz-Heinrich-Mütze darauf, dass man die alle paar Meter aufgestellten, dackelhohen Schilder beachtete, nur nicht die Grünanlagen zu betreten! Wir nannten ihn „Waldi“, weil er sich stets in Begleitung eines kleinen Langhaardackels befand. Der Stock mit dem Nagel unten dran diente Waldi nicht nur zum Aufpieksen von Papierfetzen, sondern auch dazu, uns immer wieder vom Rasen zu jagen. In wilder Drohgebärde fuchtelte er damit herum und schrie ganz fürchterlich hinter uns her – aber, wir Terroristen liefen einfach schneller und sein Dackel war harmlos. Verdeckt von dicken Büschen sassen wir direkt am Ufer und rauchten Zigaretten (später), die eins der Mädchen der Gang regelmässig von ihrer grossen Schwester klaute, dort fand Waldi uns nie.
Heutzutage würde der Gute tausend Tode sterben angesichts des offenen Vandalismus, der an heissen Tagen rund um die Alster herrscht. Am Ende eines Fahrradausfluges, sonntags, im diesjährigen, sonnigen Juli, vertagten wir den abschliessenden Alsterapéro auf wochentags – es war kein grünes Fleckchen mehr zu sehen, die Müllbehälter quollen über, und rund um sie herum lag, was ganz Hamburg nach dem Grillieren (Helvetikum!) nicht mehr brauchte.
Wohnten wir heute noch am Schwanenwik, würden wir ohnehin im Sommer jedes Wochenende in Niendorf verbringen!


Es is ja wie 's is – und eben nicht mehr so wie früher! 

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