In Dänemark kann jedermann wahrhaft unglaubliche Sommerurlaube verleben!
Wir machen das schon seit Jahren, immer wieder – mit häufig angezweifeltem Erfolg (meinerseits) – Hanne ist immer begeistert!
Wem es im Sommer in kalten, mitteleuropäischen Ländern zu heiss ist, der macht Urlaub nördlich von Sylt und Flensburg!
Wir lieben Bovbjerg seit über dreissig Jahren! Dort wo der grosse rote Leuchtturm auf dem Steilufer der Nordsee steht, 250km hinter der deutsch/dänischen Grenze - … und Ferring, wo wir in Anne-Mettes rotem Backsteinhaus, fünfzig Meter von den Dünen und hundert Meter von der meist tosenden Brandung entfernt, zu Hause sind. Hier haben wir mit Kindern und Freunden unvergessliche Tage verlebt und uns immer wohlgefühlt.
Die Reisevorbereitungen beginnen damit, dass das Auto mit allerlei Dingen beladen wird, die man sonst im Sommerurlaub nicht benötigt: Bettwäsche, Handtücher, regenfeste Kleidung mit Kapuze, Gummistiefel, dicke Pullover, Kochutensilien, etc. – nicht zu vergessen, dreissig bis vierzig Bücher – für vier Wochen!
Früher musste noch Proviant gebunkert werden, vor allem alkoholische Getränke, die waren sündhaft teuer – wenn es überhaupt Geniessbares gab. Heute bietet Kvickly ein breites, gutes Angebot.
Die 450km lange Reise beginnt in Hamburg. Kurz hinter der dänischen Grenze biegen wir auf die Landstrasse ab und fahren via Ribe (sehenswerter Ort) quer zur Nordseeküste bis Nymindegab.
Spätestens hier gibt es in dreissigjähriger Tradition den ersten „Risted Hot Dog – mit alles!“. Auf Dänischdeutsch versteht man darunter eine gegrillte Bockwurst in einem länglichen, weichen, geschmacklosen Weissbrötchen, das, nach oben offen, neben der Wurst auch je einen Streifen gelbe, dänische Majonäse, Ketchup und Senf beinhaltet. Mit Senf und Ketchup bekommen Schweizer das bei IKEA! Was Ihnen aber entgeht, sind die obendrauf dekorierten Scheiben eingelegter Gurke und die obligatorischen, frischen und gerösteten, bzw. frittierten Zwiebeln. Erst damit, eben „mit alles!“ entfaltet sich der einzigartige Genuss – das muss man geschmeckt haben – es gibt nichts Vergleichbares!
Von Nymindegab sind es noch 100km, parallel zu den Dünen und der Nordsee. In Hvide Sande kaufen wir wie immer Räucherfisch und wie immer viel zu viel – die Verlockung ist einfach zu gross.
Schon sind wir da! Es sieht alles aus wie früher, nur der Fast-Food-Kro ist verrammelt und mit Graffiti beschmiert! Hugo mit seinem Kleinstwarenhaus hat schon vor Jahren aufgegeben – da gab es von Lebensmitteln über Norwegerpullover und Postkarten einfach alles – schade!
Anne-Mettes Haus stellt in Höhe und Stattlichkeit alle anderen in den Schatten. Vor 28 Jahren haben wir einen Sommer lang beobachtet, wie sie es Stein auf Stein selbst erbaute. 2006 stand sie bei unserer Ankunft wieder auf dem Dach und legte neue Ziegel auf. Sie hatte einen wunderschönen Wintergarten angebaut, mit Balkon obendrauf – aber nichts war fertig, weder Fussboden oder Decke noch Dach. Der erste Platzregen stellte die Notverkleidung auf die Probe - sie verlor! Alle Eimer, Töpfe und Schüsseln waren in Betrieb und wir stundenlang damit beschäftigt, diese zu leeren.
Jetzt ist alles fertig – also fast! Die Decke ist noch nicht verkleidet. Es regnete immer wieder mal durch und die Probephase ist noch nicht abgeschlossen. Aber das macht nichts – wir lieben Anne-Mette, das Haus und den Wintergarten, in dem man jetzt bei Regen und Sturm trocken und windgeschützt lesen kann – tagelang!
Der Garten bietet keine Blumenpracht, dafür ist er mit Hecken zugewachsen, völlig uneinsehbar. Hier kann man sich skandinavisch freizügig bewegen und sonnenbaden!
Hanne wird in den ersten Tagen in Anne-Mettes Haus zur Superhausfrau. Eigentlich ist es sauber, aber man weiss ja nie! Wir räumen alles aus dem Weg, was wir nicht mögen, Möbel, Bettdecken, Kissen, Tischdecken und dekorieren das ganze Haus nach unserem Gusto.
Und schon kann der erholsamste Urlaub aller Zeiten beginnen. Ausser schlafen, essen, trinken und lesen, suchen wir nur täglich mindestens einmal den Strand nach Bernsteinen ab und fahren alle drei bis vier Tage die 10km nach Lemvig zum Einkaufen. Hanne joggt täglich 25min, ich schwinge mich alle zwei bis drei Tage aufs Fahrrad und bewältige 15km auf und ab (gefühlte 90% rauf, 10% runter) – garantiert immer gegen den Nordseesturm. Danach liegen wir schweissgebadet auf den Liegen im Garten – wenn die Sonne scheint – und das tat sie, mindestens einmal an der Hälfte aller Tage im August. Manchmal nicht nur für eine Stunde, sondern während mehrerer. So richtig warm ist es nur in der Sonne und baden geht, wegen starker Brandung und gefährlichen Strömungen, nur bei ablandigem Wind. Ich war einmal im Wasser, mindestens drei Minuten lang, Hanne gar nie! Sollte es tatsächlich heiss und windstill sein, verderben einem diese riesigen, orange-roten Feuerquallen mit den langen Tentakeln den Badespass – niedlich! … dann doch lieber kalt und drei Minuten!
Eigentlich sind wir nur der Bernsteine wegen dort! Am Strand sehen wir das Meer kaum! Der Blick bleibt starr auf Sand und die Steine gerichtet – immer an den gleichen Molen, von denen wir wissen, dass es sie da gibt, die kleinen Splitter des begehrten Halbedelsteins. Zimmer kann man daraus nicht bauen. Hanne übertraf in diesem Jahr alle Erwartungen, an einem einzigen Tag fand sie 27 (insgesamt 67), was Steffi zu der Vermutung veranlasste, sie müsse vorher wohl eine ihrer Ketten aus der Erbschaft am Strand hinterlegt haben. Ich glaube das nicht, denn wir trauen dort niemandem – der Konkurrenz am Strand begegnen wir mit gequälten, heimlich bösen Blicken!
Was bleibt noch zu berichten? … kulinarische Freuden!
Hanne freut sich nach drei Wochen Restaurantessen während der Fahrradtour die Elbe rauf und die Spree runter, aufs Kochen, und ich lasse sie gewähren – sie macht das ganz und gar zu meiner vollsten Zufriedenheit. Nur ab und an gönnen wir uns die kleinen dänischen kulinarischen Genüsse. Neben Hot Dog med risted Pǿlser (s. o.) ist das ein Ribben Sandwich: Ein geröstetes weiches Sesambrötchen in einer Dönertüte (quadratisch und an zwei nebeneinander liegenden Seiten offen!), darin befinden sich zwei frittierte Scheiben geräucherter Bauchspeck auf Rotkohl, garniert mit besagten, leckeren, eingelegten Gurkenscheiben! Einfach grossartig!
Gleich in der ersten Woche entdecke ich das Schild vor dem Kro in Lemvig (siehe Foto).
Ich nehme mir Zeit, die paar dänischen Worte zu entschlüsseln – die Zeit, die es dauert, ein Store Ǿl Carlsberg Spezial, 0.7l zu geniessen! So etwas schüttet man nicht so einfach runter. STEGT FLĀSK erregte meine Aufmerksamkeit – lecker! Friss bis du platzt war auch klar und jeden Onsdag! Die junge blonde Bedienung bestätigt mit dem typischen, zauberhaften, dänischen Lächeln meine Frage, ob denn Onsdag Donnerstag sei und nimmt freudestrahlend meine Tischreservierung entgegen. Am Donnerstagabend stellt sich heraus, Onsdag ist Mittwoch. Für heute nehmen wir mit dem dreimal so teuren, aber guten Steak vorlieb und nehmen uns vor, den Dänen in nächsten der Woche zu zeigen, was wir Deutschen alles essen können – mengenmässig!
Hinter STEGT FLĀSK versteckt sich nichts anderes als wiederum frittierte Bauchspeckscheiben – mein Liebstes auch an Grillfesten und Connys Grünkohlgelagen. Die kleinen Kartoffeln mit der dicken Petersiliensosse schmecken unglaublich gut – währschafte, dänische Küche. Kaum neigen sich die Bauchspeckscheiben dem Ende entgegen, kommt der freundliche junge Mann mit einer weiteren Portion – und das sei ja alles gar nicht mehr warm, die Kartoffeln und die Petersiliensosse müsse man selbstverständlich heiss geniessen.
Wieder sitzen wir vor frisch gefüllten, dampfenden Schüsseln und können unser Glück kaum fassen. Brav vertilgen wir das Fleisch und müssen leider eine erneute Portion dankend ablehnen. Hat der junge Mann gesehen, dass ich die letzten Scheiben Bauchspeck in eine Serviette gewickelt in Hannes Handtasche geschmuggelt habe? Ich glaube nicht – und wenn schon!
Zu den täglichen Frühstücksfreuden gehören Joghurt mit Ymerdrys. Die Dänen hatten auch schon schlechtere Zeiten, in denen man uraltes, trockenes Vollkornbrot nicht einfach wegwarf. Zum Kauen zu hart, lässt es sich vortrefflich zermahlen, leicht mit Zucker versetzen und fertig ist die dänische Antwort aufs Birchermüessli. Eigentlich macht man Ymerdrys, wie es der Name schon sagt, auf Ymer drauf! Ymer ist mir zu sauer, ich bevorzuge Joghurt!
Zum Cafè passen Flǿde- oder Skummeboller (politisch unkorrekte Negerküsse, bzw. Mohrenköpfe!) oder Snegle med brun Sukker (eine Schnecke mit Zimt und braunem Zuckerguss!) Dazu ist Schlagsahne ein Muss! … dänische Flǿde mit einem Fettanteil von 38% erspart den Mixer. Diese Sahne lässt sich bestens mit einer Gabel steif schlagen!
Für zwischendurch eignet sich vorzüglich meine, im weiteren Familien- und Freundeskreis bekannte Kreation der „Thomasrolle“.
Nach vier Wochen treten wir, glücklich, braungebrannt, total entstresst und beladen mit allem, was Dänemark im Supermarkt zu bieten hat: Remoulade, Salami, geröstete Zwiebeln, Flǿdeboller, etc., den Heimweg an.
Farvel Danmark!
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