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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Donnerstag, 14. April 2011

L'ENTRECÔTE


Wer schon in Bordeaux war kennt es vielleicht, direkt neben dem Theater am grossen, offenen Platz, schräg gegenüber des Maison du Vin. Während der Öffnungszeiten, mittags und abends, sieht man immer Hungrige vor der Tür stehen. Die Schlange setzt sich fort über die enge Treppe hinauf in den ersten Stock, von wo aus die Gäste auf das ganze Restaurant verteilt werden – auch auf die Tische im Parterre und im Vorgarten! Vor fünf Jahren – allein in Bordeaux – war ich Trottel die Treppe hinauf und innen wieder hinunter gelangt, hatte dann aber, angesichts des angebotenen, winzigen Tisches, eingequetscht zwischen all den anderen, vorgezogen wieder zu gehen. Quel malheur !
Vor zwei Jahren haben Hanne und ich es durchgezogen und, obwohl die Tische immer noch nicht grösser waren, jede Sekunde genossen!
Die, die es kennen, können sich freuen, das L'ENTRECÔTE gibt es auch in Toulouse, Nantes, Lyon und ?? in Montpellier, zwei Tage sind wir hier und schon das zweite Mal dort.


Bon soir, Monsieur, 'dame! Pour deux?
Und schon rennen wir hinter der attraktiven Dame mit dem kurzen, schwarzen Rock und der engen, roten Bluse her! Sie muss den Tisch herausziehen, sonst könnten wir nicht Platz nehmen. Er ist winzig! Wir sitzen in der Ecke – das ganze Schauspiel vor Augen.
Die Erfahrung zeigt, man muss früh da sein – wir waren das zweite Paar in der Schlange! Die nachfolgenden Gäste sitzen sich schon gegenüber und sind damit weiter vom Partner entfernt, als vom Nachbarn auf der Bank oder auf dem Stuhl nebenan, am Nachbartisch! Das Geschehen lässt sich aber auch gut mit Blick auf die Wand, durch die Spiegel beobachten.
Unsere Platzanweiserin hat uns bereits das Menü auf den Tisch gelegt, es besteht aus einem gelben, in Plastikfolie eingeschweissten DIN A6 Blatt, einseitig bedruckt.
Aber da steht alles drauf – es gibt ja auch fast nichts!
Notre tranche de faux filet paré, avec sa fameuse sauce, ses pommes allumettes et sa salade aux noix - € 16
Es gibt noch zwei Rotweine und einen Rosé zur Auswahl, je eine grosse oder kleine Flasche oder im Glas – und fertig!
Wir sitzen kaum, da stehen eine Carafe d'eau und das Brot auf dem Tisch und eine Dame der anderen Gattung, auch mit kurzem, schwarzen Rock, aber mit enger, gelber Bluse, fragt:
Vous désirez le formule de L'entrecôte ? Oui ! De boire ? Vin rouge ? Grande ? Merci !
Alles geht rasend schnell in bekanntem Staccato-Französisch. Die Frage nach dem Fleischzustand haben wir mal wieder nicht verstanden – flugs hilft sie mit Englisch aus: Medium?
Nach weiteren drei Minuten stehen Salat und Wein vor uns, das Lokal hat sich gefüllt, fast alle Plätze oben und unten sind besetzt, die roten Platzanweiserinnen und die gelben Bedienungen wuseln wild durcheinander – eine effiziente Betriebsamkeit macht sich breit – wir freuen uns über den gemütlichen Eckplatz.
Salatteller weg, die zweite Carafe d'eau da, und dann landen die Teller mit dem Haufen knuspriger, dünner Pommes Frites und der ersten Portion des grandios zarten Entrecôte – nur sekundenlang angebraten, innen dunkelrot. Auf einem Rechaud schwimmt der Nachschub in dieser unglaublichen Butter-Estragon-Zitronen-Sauce, cette sauce fameuse! Pommes Frites, Sauce, Brot, Wasser, alles wird fraglos nachgereicht, wer nicht will, muss sich wehren.
Dessert ? Non ? Café ? Oui ! Deux ?


Mit dem Café kommt die Rechnung, die verlieren keine Zeit, draussen steht die Schlange. In einer knappen Stunde ist alles vorbei – schade!
Gehen wir morgen wieder?

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