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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Donnerstag, 10. März 2011

Nur keinen Stress auslassen!

Wir haben uns gerade von Steffi, Till und Emil verabschiedet, der Taxifahrer scheint zu wissen wohin wir wollen, und wir geniessen relaxed die letzte Fahrt durch Beijing zum Flughafen. Kurz vor dem Terminal 3 durchzuckt mich die Gewissheit: Ich habe meine kleine Umhängetasche, ein Utensil, das ich nur für Langstreckenflüge bei mir trage, in Steffis und Tills Wohnung stehen lassen! Einsetzende Demenz? Ich beruhige mich mit dem Abschiedsschmerz und der permanenten Müdigkeit auf Grund des, auch nach sechs Tagen noch nicht bewältigten, Jetlags!
Können wir auf die Tasche verzichten? Im Juli kommen Steffi und Emil nach Deutschland. Brauchen wir das Netbook? Mein Mobiltelefon? Den halb gelesenen Roman? Die Agenda? Die deutsche Kreditkarte? Bare Euros? Das ausgedruckte Flugticket? Die Hotelbestätigung für Frankfurt? Den Autoschlüssel? Nein, es geht auch ohne!
Noch einmal zurück? Zweimal eine halbe Stunde im Taxi?
Nein, Steffi kann die Tasche im Juli mitbringen!
Wir checken erst einmal ein – E-Ticket, da braucht man nur den Pass. Wir bekommen die gewünschten zwei Plätze nebeneinander – nur wir zwei – ganz allein, hinten in der alten Boeing 744, so wie auf dem Hinflug, super!
Und wenn Steffi jetzt die Tasche findet und im Taxi hinter uns her fährt?
Wir rufen an! Geht nicht! Mit Hannes Mobile kann man weder telefonieren, noch sms an chinesische Mobiles verschicken! Die Telefonsäule mit den Kreditkartenzeichen verweigert ebenso den Dienst – diese Nummer kann man nicht anrufen!
„Hast du die Bahnfahrkarte bei dir?“
„Nein, die ist auch in der Tasche!“
Nun setzt sich bei uns beiden der Geiz durch! Eine neue Bahnfahrkarte würde € 200 kosten, das Taxi hin und zurück nur € 15! Also los! Hanne positioniert sich am Arrival, draussen, wo die Taxis ankommen, falls Steffi oder Till (Emil muss ja um 11:00 Uhr gestillt werden) schon unterwegs sind.
Ich versuche, eines der ankommenden Taxis zu übernehmen – vergebens! Der Fahrer zeigt nach unten! Hier ist alles über organisiert! Nur vom unteren Stockwerk kann man Taxis besteigen. Also zum Fahrstuhl. Gut, dass ich mich hier auskenne!
Vor mir stehen ca. 20 Leute, inkl. drei älterer amerikanischer Damen mit je einem Trolley und je vier überdimensionalen Koffern. Chinesengleich drängle ich mich vor und komme noch mit! Fünf Stockwerke nach unten muss man. An allen Stockwerken hält der Lift und immer stehen die Falschen vorn an der Tür. Die älteren Damen machen Platz und wären ohne mein Eingreifen falsch ausgestiegen, sie bedanken sich überschwänglich, und ich wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt in Beijing.
Mindestens fünf Offizielle teilen die Wartenden auf. Obwohl die Flut der grüngelben Taxis bis zum Horizont reicht, bilden sich lange Schlangen. Endlich sitze ich drin. Habe ich einen erwischt, der weiss, wo Sanlitun Dongsanjie ist? Der lesen kann, wenn ich ihm die, von Steffi in chinesischen Schriftzeichen und lateinischen Buchstaben aufgeschriebene Adresse vorzeige? Es klappt, 25 Minuten später klingle ich an ihrer Wohnung!
Mist, keine Antwort, nichts regt sich drinnen. Wollten sie nicht früh essen gehen heute? Was dann? Ich klingle noch einmal, dann öffnet sich die Tür: Emil strahlt, Till und Steffi starren mich verblüfft an: „Was machst du denn hier?“
Ein paar Umarmungen und 40 Minuten später sitze ich entspannt mit Hanne im Starbucks vor der Sicherheitskontrolle und wir geniessen den letzten Café in China!
Die Zeit bis zum Abflug ist wie im Flug vergangen!

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