Von Akaroa bis Christchurch schafft man es eigentlich in 90 min. Über die Summit Road dauert es doppelt so lang, dafür bieten sich uns unglaubliche Ausblicke. Wir fahren immer auf der Höhe der lang gezogenen Bergrücken – mal rechts das Meer, vier bis fünfhundert Meter unter uns, mal links die von Kraterwänden umschlossenen Buchten. Wir holen Freddy ab, und es geht noch einmal drei Stunden entlang der Küste nach Kaikoura. Mehr als ein Spaziergang am Meer, zum wieder einmal ausgezeichneten Restaurant, ist nicht mehr drin.
Die meisten, mit denen wir gesprochen haben, hatten abgewinkt: Bloss nicht Whale Watching in Kaikoura! Der schnelle Katamaran düst mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über die Wellen, bis er das Ende des flachen Wassers vor der Küste (200 m Tiefe) erreicht hat. Dort fällt der Meeresboden abrupt um 1.600 m ab!
Und da sind sie, wenn sie da sind, die Blauwale, Buckelwale, Pottwale...
Es kann aber sein, dass sie schon weiter gezogen sind und dann bleiben einem neben der Seekrankheit nur noch die vielen weissen Tüten, die die Reederei grosszügig und zum Schutz ihres Bootes in die Taschen an den Vordersitzen verstaut hat. Wir sitzen drinnen und wie im Flugzeug, nur bequemer und nicht angeschnallt, obwohl das bei der Geschwindigkeit keine schlechte Idee wäre.
Es kann aber sein, dass sie schon weiter gezogen sind und dann bleiben einem neben der Seekrankheit nur noch die vielen weissen Tüten, die die Reederei grosszügig und zum Schutz ihres Bootes in die Taschen an den Vordersitzen verstaut hat. Wir sitzen drinnen und wie im Flugzeug, nur bequemer und nicht angeschnallt, obwohl das bei der Geschwindigkeit keine schlechte Idee wäre.
Das hilft den Seekranken gar nicht!
Ich muss mich auf den Horizont konzentrieren, um sauber zu bleiben. Die Wellen sind beachtlich, aber wir haben Glück mit strahlendem Sonnenschein, statt des vorher gesagten Nebels. Nun heisst es Warten! So langsam rückt Manu, unser überdimensionaler, strahlender Maori, mit der Wahrheit raus: Es gab in den letzten Wochen immer nur einen Wal, Tiaki nennen sie ihn, ein sogenannter Spermwhale. Schaut doch mal bitte selber nach, wie sich der im Deutschen nennt.
(Sperm = Spermien! Die alten Walfänger wussten es nicht anders. Sie waren erstaunt, als sie das erste Exemplar eines solchen Wals öffneten und zweieinhalb Tonnen einer weissen Masse entdeckten – dabei handelt es sich um ein Öl, dass der Wal in einem komplizierten Prozess zum Ab- und Auftauchen nutzt – bitte auch nachlesen!)
Tiaki fischt dort permanent und fühlt sich wohl. Zwischendurch schläft er mal zwölf Stunden oder so, dann haben die Touristen Pech!
Die Zeit wird nicht richtig langweilig, denn hier draussen tummeln sich ein paar Seehunde, und drei Albatrosse bieten sich unseren Linsen dar. Endlich sehen wir diese mächtigen Seevögel aus der Nähe – sie erinnern mich an Weihnachtsgänse, wenn sie nicht gerade fliegen, bzw. elegant gleiten! Im Royal Albatross Center auf der Otago Peninsular hatte man uns noch versichert, jener sei der weltweit grösste seiner Gattung. Manu behauptet, sein Wandering Albatross, hier in Kaikoura hätte eine maximale Flügelspanne von bis zu vier Metern!?! – ein Mann seiner Konstitution darf das! Mir gelingt ein Start- und ein Landefoto dieser Jumbos, und schon bin ich zufrieden. Dann plötzlich helle Aufregung, der Kapitän hat einen Wal geortet, wir befinden uns direkt über ihm, und tatsächlich taucht das Ungetüm neben unserem Boot auf. Achtzehn Meter lang ist er, zeigt uns seinen schwarzen Rücken, prustet alle zwanzig Sekunden eine Fontäne in die Luft und tut sonst nicht viel mehr. Buckelwale, die wir vor Frazer Island, Australien, gesehen haben, hatten uns über eine Stunde mit Sprüngen und wedelnden Flossen begeistert. Spermwhales machen das nicht! Die tauchen auf, bleiben an Ort und Stelle, holen fünf bis zehn Minuten lang Luft und tauchen dann wieder ab – und tschüss! Gesagt, getan! Manu ist grossartig und gibt uns rechtzeitig Bescheid, wann wir auf den Auslöser drücken müssen. Der Koloss krümmt kurz seinen Rücken und verschwindet, natürlich nicht ohne einmal die beeindruckende, riesige Heckflosse zu zeigen. Und wieder gelingt das Foto, das ist mein Tag!
Und die Show geht weiter. Wieder in Küstennähe stossen wir – wie wahrscheinlich alle Touren an jedem Tag – auf eine Horde von mindestens einhundert Dusky Dolphins. Es sind die, die so wunderbar springen können. Endlich wissen wir, wo sich die Wassersportler bei Olympiaden, usw. das abgeschaut haben. Das Schauspiel ist einmalig finden Freddy und wir – noch besser als der Wal.
Freddy muss am folgenden Tag wieder nach Christchurch und auf eine School Tramping Experience. Er ist als Austauschschüler für ein Jahr in NZ und der Sohn von Martina, der Partnerin von Hannes Cousin Thomas. Wir finden Freddy toll und hatten viel Spass mit ihm.
Auf zum Weinanbaugebiet in Blenheim, Malborough! Es ist nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Ein paar Tage aufs Fahrrad, hatten wir gedacht, und dabei diverse Wineries und deren Restaurants testen. Die Strassen um Blenheim sind zwar völlig eben, was uns entgegen kommt, aber man teilt sich den Platz mit anderen Fahrzeugen, keine separaten Fahrradwege wie bei uns. Die Wineries haben ihre Restaurants nur bis 16:30 geöffnet, keinesfalls abends! Wir entscheiden uns dagegen!
We picked a nice day for the ferry from Picton – to Wellington!
Die Überfahrt ist grossartig!
Wellington ist schön, vielleicht die Schönste in NZ, aber keinesfalls ein Muss! Wie in allen Städte down under kann man als Europäer hier und da ein modernes architektonisches Kunstwerk (siehe Sydney!) erwarten – oder, wie in Wellington, die wunderschöne Lage, die Bucht drum herum. Das meiste, was als sagenhaft historisch angepriesen wird, wäre für uns kaum eine Zeile wert (Historic Cemetery). Wir geniessen den Hafen, die Aussicht vom Restaurant des Segelclubs und dessen Küche! Hanne liebt das Te Papa Museum, mit Maorikultur, Fauna und Flora Neuseelands und einer Erdbebenspezialabteilung. Eine historische Zahnradbahn bringt uns auf den Berg, von dem der Blick auf den natürlichen Hafen noch gigantischer ist, als von unten. Der Besuch im Observatorium ist enttäuschend, zu wenig Sternenhimmel, zu viel Technik, vom CERN bis zu Weltraumteleskopen! Schade, wo doch der neuseeländische Sternenhimmel bei so wenig Luftverschmutzung so viel zu bieten hat! Wir geniessen die Fahrt zurück zur Südinsel durch die Cook Strait und den Malborough Sound – herrlich.
Kurz vor der Abfahrt in Picton beisst mich mal wieder einer dieser allerliebsten Sandflies in die Wade. Vierundzwanzig Stunden später fängt es tierisch an zu jucken, und nach sechsunddreissig Stunden beginnt die Schwellung – liebenswerte, alptraumhafte kleine Teufel.
Haben wir uns das Beste bis zum Schluss aufgehoben? Ich träume schon seit Wochen von ein paar Tagen am Strand, Schwimmen, in der Sonne liegen, usw. Deshalb auch die Routenplanung: erst der Süden, dann der Norden. Es hat geklappt! Haben wir uns auf beiden Fahrten übers Meer noch dick eingewickelt, gegen den Wind und trotz der Sonne, springen wir am 3. Dezember beherzt ins Meer und seit dem täglich und manchmal mehrmals.
Hinter Nelson finden wir das erste unserer Paradiese in Mapua, Tasman Bay, klein, abseits von der Strasse, direkt am Meer, wunderschön. Abends sitzen wir an der Wharf und Hanne geniesst ein Nelson Bay Paddle Crab und Crayfish Risotto – von dem könnte sich so mancher Italiener noch eine Scheibe abschneiden, bzw. einen Löffel wegnehmen.
Zwanzig Kilometer weiter, von Kaiteriteri aus, lassen wir uns per Boot den Abel Tasman Nationalpark zeigen, steigen in einer der Buchten aus, wandern ein Stückchen den Track entlang und tauchen in das glasklare Wasser.
Knapp zehn Minuten hält man es aus – einmalig! Zwei Stunden später holt uns das Boot wieder ab.
Drittes Paradies: Pohara, Golden Bay! Immer wieder begeistern uns Strände. Dieser ist drei Kilometer lang und bei Ebbe dreihundert Meter breit und obwohl in neuseeländischen Schulen nicht mehr viel läuft und es ausserdem noch Wochenende ist, müssen wir uns den Strand nur mit einem Dutzend anderer Geniesser teilen. Unser Motelzimmer hat einen eigenen Balkon mit direktem Blick aufs Meer und Zugang zum Strand und der Wind ist auch hier noch stark genug, um die Sandflies abzuhalten. Gott sei Dank, denn nur dann ist die Entscheidung einfach: Insektenschutz oder Lichtschutzfaktor dreissig? Hanne findet hier weitere hundert Exemplare ihrer bedrohlich anwachsenden Muschelsammlung, wirft dafür aber ein paar schöne Steine einfach weg!
Apropos Muscheln, Eva hat Recht, wenn sie die riesigen, Green Lipped Mussels verschmäht, es ist fast unangenehm, sie zu zerkauen. Die Aussies haben uns damals überrascht, als sie die Dinger mit Bacon, einem Schuss Worcestersauce und Käse einfach in den Ofen steckten und „Mussels Kilpatrick“ nannten – die wussten warum!
Apropos Muscheln, Eva hat Recht, wenn sie die riesigen, Green Lipped Mussels verschmäht, es ist fast unangenehm, sie zu zerkauen. Die Aussies haben uns damals überrascht, als sie die Dinger mit Bacon, einem Schuss Worcestersauce und Käse einfach in den Ofen steckten und „Mussels Kilpatrick“ nannten – die wussten warum!
Kurz hinter Pohara kommt unser frühkindliches Gemüt auf seine Kosten. Haben wir bei dem Ortsnamen Takaka noch gelächelt, finden wir Motupipi, Pupu Springs, Kakapo und Onekaka zum Goissen (CH für ganz lustig!)!
Farewell Split ist die kiwischnabelgleiche Landzunge im Norden der Südinsel. Sie wird uns zum eindrücklichen Wandererlebnis:
Gestärkt durch einen Double Shot Latte machen wir uns auf den Weg. Es ist Flut und der Strand nur wenige Meter breit, mit tiefem, weichem Sand. Vom Land aus sehen wir schwarze Punkte auf dem Wasser, mehrere hundert, die sich bei genauer Betrachtung als australische, schwarze Schwäne entpuppen. Jetzt setzen wir unsere Schritte noch vorsichtiger, da wir die schwarzen, fingergrossen Objekte im Sand neu interpretieren! Nach drei Kilometern muss man abbiegen, ein Schild zeigt uns an, links über die Dünen geht es weiter. Nun wird es mühsam, der Sand immer tiefer und kein Trampelpfad, der den Weg anzeigt. Wir wissen jetzt, wie es den Verlorenen in der Sahara geht, nach jeder Düne wieder ein Tal – dabei hören wir schon die Brandung des Meeres auf der anderen Seite. Geschafft, der Sand am Wasser auf er anderen Seite ist sehr sehr weich – und wer hatte etwas von Quick Sands erzählt? Egal, wir stapfen weiter! War das eben ein Albatross, der zwei Meter neben uns über den Strand segelte? Bei dem Körperumfang und der Flügelspanne kann es keine Möwe gewesen sein! Wir finden keine Wegweiser mehr und irren verstört über die Dünen zurück – völlig fertig. Aus den sieben Kilometern sind gefühlte siebzehn geworden. Aber, ich habe den Wirbelknochen eines Wales gefunden, ganz sicher! Hanne hat gleiche Exemplare im Farewell Split Visitor Center gesehen. Ob wir den in einem Stück und (il)legal ausser Landes bringen werden (können)?
Die schwarzen Schwäne sind eine dieser ungeliebten Invasionen, über die sich die Kiwis aufregen – sie bleiben hier in Kolonien von bis zu tausend Vögeln und werden zur Plage, wie die kanadischen Wildgänse. Niemand erregt sich angesichts der Kühe und Schafe? Kühe?
Achtung Norddeutsche! Hier könnt ihr stolz sein! Überall Holsteiner – heimatlich!
Zuletzt die Frage: Warum NZ Südinsel?
Wo sonst findet man diese einmalige Natur, so rein und unverdorben, so vielfältig, so überwältigend schön und immer wieder überraschend – oder kann man ohne Weiteres direkt hinter dem letzten, schneebedeckten Dreitausender samt Gletscher das Meer und subtropischen Regenwald erwarten? Und das alles in europäisch kulturellem Ambiente! Und erst das Essen. Und ganz ohne Müll – so aufgeräumt und sauber! Und alle sind so freundlich und hilfsbereit.
Und das Beste? Fast keiner da! Es ist so grossartig leer – so „nicht überlaufen“! Was sind da schon ein paar Sandflies??
… und was war nicht so gut?
Da fallen mir spontan nur die „Thermal Pools and Spa“ in Hanmer Springs am letzten Tag ein! Wer das Thermalbad in Schinznach (CH) kennt oder sonst eine Saunaanlage in CH oder D, muss da ganz bestimmt nicht hin!
… und natürlich die Sandflies! Und keinen Sunscreen mit Insect Repellent.
Zwölf Bisse und geschwollene Fussrücken nehmen wir mit auf die Rückreise. Ich überlege noch, im Flugzeug eine Erhebung durchzuführen, dann liesse sich die Sandflymisere wissenschaftlich untermauern!
Hannes Randnotizen:
Wir sind am Ende …
… unserer Reise, und ich möchte mich nun doch noch zu Worte melden. Nicht, dass Thomas diesen Urlaub ganz anders als ich erlebt und in seinen Berichten wiedergegeben hat – nein, es waren mehrheitlich unsere gemeinsamen Einsichten und Ansichten. In Ermangelung unserer heimatlichen „Tatort“ - Fernsehkrimis haben wir uns fünf Wochen lang beim abendlichen Essen (und auch sonst mal …) unterhalten und ausgetauscht – so richtig kultiviert das gute Gespräch geführt! Dennoch - hier ein paar Randnotizen von „Frau auf Reisen“ (welcher Mann kann z.B. meine Begeisterung nachvollziehen oder findet es überhaupt erwähnenswert, dass es in JEDEM Hotel, Motel, B&B einen Föhn gab!)
Am 24. Oktober fliegen wir ab München nach Peking. Nach vier Wochen zuhause: Thomas Einschätzung: Es geht ENDLICH wieder los – meine Wahrnehmung: Es geht SCHON wieder los! Nun, diesmal einigten wir uns schnell auf unseren kleinsten gemeinsamen Nenner namens Emil, zur der Zeit fünf Wochen alt und unser erstes Enkelkind, das wir – ich stimme Thomas zu – endlich kennenlernen wollten! 8 ½ Stunden Flug bis Peking, mit 1 kg rezenter Käsefonduemischung und einem Caquelon im Gepäck problemfrei am chinesischen Zoll vorbei – und da stehen sie: Steffi, Till und ein roter Kinderwagen. In der Sekunde wissen wir, das Leben wird nie wieder sein wie zuvor! Zehn Tage die totale Begeisterung über alles, was unser Enkelsohn tut oder auch nicht – feuchte Augen, wenn wir ihn nur anschauen – von nun an sind wir Grosseltern!
Dann, am 5. November, geht es weiter nach Neuseeland. Wir fliegen light, d.h. ohne Käsefondue und Caquelon – wir vier Deutschen hatten in China ein grossartiges Schweizer Käsefondue und somit das ultimative, zeitgemässe multi-kulti Erlebnis. Mein Koffer, leider nicht ich, hat das Idealgewicht. 12 kg bedeuten, dass dieses Behältnis in der Grösse, die gleich nach dem Handgepäckkofferteil kommt, nur mässig gefüllt ist und mühelos ein- und ausgepackt werden kann. Dieses Minigepäck ist mein ganzer Stolz und sorgt auch regelmässig für Be- bzw. Verwunderung. So wenige Sachen für so viele Wochen?!
Hier kommt der praktische Teil meines Berichts! Drei Regeln sollte frau bei der Auswahl der Reisekleidung beachten:
- Alle Teile müssen sich solange übereinander ziehen lassen, bis sie den gerade herrschenden Klimaverhältnissen entsprechen – und umgekehrt. In diesem Urlaub reicht das vom T-Shirt, darüber ein Pullover, darüber ein Vlies, darüber eine Vlies-Weste, das Ganze gekrönt von einer Regenjacke und - rückwärts sozusagen - bis zum Badeanzug.
- Nur Kleidung mitnehmen, die man auch wochenlang immer wieder gerne jeden zweiten Tag anzieht.
- Beste Reise-Modefarben sind graubraun, blaugrau und schwarz. Für gewisse Extravaganzen habe ich ein olivegrünes Tuch eingepackt. In anderen Worten: nichts Schmutzempfindliches!
Ich muss zugeben, dass auch mir Fehler unterlaufen. Bei der Ankunft in Christchurch hatten wir 24 Stunden nicht geschlafen, das ist schon anstrengend – dass ich aber auch noch tropfnass war, als wir im Hotel eincheckten, verdarb mir doch kurzfristig die Urlaubslaune! Also, ein Schirm wurde gekauft mit dem üblichen Effekt, dass der Regen fast schlagartig aufhörte – auch gut.
Eine Woche später, wir hatten zwischendurch super Wetter, sanken die Temperaturen und ich stellte fest, dass meine Lieblingsregenjacke sich über drei „Lagen“ nicht mehr schliessen liess. Ich kaufte also eine Regenjacke, wie sie eigentlich zuhause im Kleiderschrank hängt, nämlich eine, unter der der zusätzliche Vliespullover, den ich weitere fünf Tage später kaufte, auch noch Platz hatte. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur …. – weiss ja jeder. Und so war ich dann aber fit für 24 Stunden Regen auf unserer Over Night Cruise im Doubtful Sound sowie die Strandtage im Norden der Insel, konnte nachts bei gefühlten Minus-Graden Pinguine beobachten und auch in etwas feineren Restaurants Essen gehen, ohne dass unsere Zahlungsfähigkeit bezweifelt wurde (was wohl an dem olivgrünen Tuch lag…)
Ein Gedanke lies uns während der gesamten Reise nicht los: Wir werden alt! Angesichts der Tatsache, dass ich im November stolze 63 Jahre alt wurde, ist das natürlich faktisch völlig unbestritten – aber wir stellten bei uns diese beunruhigende Freude an der Bequemlichkeit fest. Während junge Leute sich in ihren Wetsuit quälten, um bei 15 Grad Wassertemperatur mit den Delfinen zu schwimmen, bestellten wir noch einen Kaffee Latte und bestiegen dann unser Ausflugsschiff. Ohne lange Diskussionen entschieden wir uns für den 1-stündigen Munroe Beach Walk statt des 4-tägigen Kepler Tracks. Wir gingen abends vor 10 Uhr ins Bett – nicht immer, aber immer öfter - fuhren tagsüber nicht länger als zwei Stunden Auto, und auch das meist mit einer Kaffeepause.
Was uns vor 12 Jahren auf der Nordinsel Neuseelands langweilig vorkam, erschien uns diesmal als wohltuend vertraut:
Ein Urlaub, in dem die Sprache kein Problem ist – fäääntästic! In den entlegensten Gegenden und zu jeden Tages- und Nachzeit fühlen wir uns sicher, und als Wahlschweizer schätzen wir die Sauberkeit und die Freundlichkeit. Mein norddeutsches Gemüt schätzt die Zurückhaltung aller Verkäufer! Hier kann ich ungestört stöbern und bummeln – und dann doch nichts kaufen! An alle, die Asien, Südamerika oder Afrika bereist haben: Stellt euch vor, ihr geht in ein Geschäft und keiner spricht euch an!
Ja, es ist die Ruhe, die wir in diesem Urlaub so geniessen! Und aus selbiger bringen uns hier wirklich nur die Sandflies! Halt – eins bringt mich hier doch noch so manchmal ins Schwitzen, das sind die Ortsnamen. Wir sind in Motueka und Moreaki, in Akaroa, Awaroa, Kaikoura, Kaiteriteri, in Oamaru und Okarito – und dann passiert es: bei dem Einchecken ins Hotel werde ich beiläufig gefragt, wo wir denn letzte Nacht waren und mein Gedächtnis schaltet auf „aus“ – Senior Moments nennt das Freund Mike! Verbal sicheren Boden betrete ich da eigentlich nur in Christchurch und Queenstown, Dunedin und Wellington.
Ehrlich gesagt sind es ja nicht nur die Ortsnamen, die meinem Erinnerungsvermögen Mühe machen. „Reisen bildet“ heisst es allgemein, aber stimmt das, wenn ich mir eingestehen muss, dass ich so vieles, was ich mir in bester Absicht auf jeder Reise über das Gastland so anlese, auch schnell wieder vergesse? Nix mit Bildung also? Um nicht in Frust zu verfallen, habe ich mir in schlaflosen Nächten die Sache so hingebogen: „bilden“ hat ja auch die Bedeutung von „formen“, in „Bildung“ finde ich „Bild“, und so definiere ich meine Reisebildung neu. Ich forme mir Bilder auf unseren Reisen, die unabhängig von Daten und Namen mich in meiner Erinnerung begleiten werden.
So, damit kann ich gut leben – und weiterreisen!
Ka tike - oder wie hiess das gleich noch mal ...
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