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Unvollständige, unsystematische, unübliche und nicht ganz vorurteilsfreie Reisebeobachtungen aus der Altersfreiheit!

Montag, 8. November 2010

Ergänzungen zu China – Oktober 2010

Wir sind wieder da! Neun Stunden dauert der Flug von München nach Beijing in der engen Lufthansamaschine, in der Mitte der mittleren Reihe. Links und rechts von uns sitzt je ein Chinese – was kann man anderes erwarten auf einem Flug nach China – sind wir vollkommen gerädert – nein, nicht von den beiden – einfach so...


Aber was ist das schon angesichts der Tatsache, dass uns Emil, unser Enkel, 5 Wochen alt, vom Flughafen abholt. Hanne darf dem Kleinen sofort nach dem Zoll die Flasche mit der abgepumpten Muttermilch geben. Sie macht das, nach all den Jahren, noch erstaunlich professionell. Der Rest der Grossfamilie entspannt sich bei Starbucks.
Wir brauchen zwei Taxis für die Fahrt in die Stadt. Ich fahre mit Steffi und Emil und das ist gut so, denn Hanne und ich allein wären aufgeschmissen. Der junge, unsichere Fahrer hat weder Ahnung wo San Li Tun ist, noch wo es lang geht. Aber er weiss sich zu helfen: Ob das andere Taxi da vorn auch dahin will? – Ja! Und schon hängt er sich dran. Es geht bei ihm aber nicht so schnell wie beim Kollegen, immer wieder bremst er nervös, wenn ihm einer zu nah kommt, also ständig! – völlig unchinesisch! An der Mautstelle für den Airport Express Way hat er den Blickkontakt verloren. Nun muss sich Steffi bei jeder Abfahrt anhören, wohin er zu fahren gedenkt. Sie stimmt ihm zu oder korrigiert, je nach dem. Selbst ich wüsste, wo es lang geht, aber nicht auf Chinesisch! Wir vermuten, dass er die Schilder nicht (so schnell) lesen kann, weder  auf Englisch noch auf Chinesisch. Wer weiss, wo wir ohne Steffi landen würden.

 
In Beijing scheint die Sonne und dazu: strahlend blauer Himmel! Das Wetter scheint jeder Meldung über Smog und schlechte Luft trotzen zu wollen. Nach heftigem Regen und/oder starkem Wind kann es sogar sein, dass man von der Innenstadt aus die Berge im Norden sieht – das ist aber eher selten. So gut ist es heute nun wieder auch nicht!
Eltern und Grosseltern machen sich natürlich Sorgen wegen dieser Mengen von Schadstoffen, die unsere Kinder und Enkel über die Jahre hinweg einatmen werden.
Till und Steffi haben das Problem gelöst und ein super Schweizer Gerät gekauft, das die Luft reinigt – es sieht beeindruckend aus und kostet 1.300 Euro!!! Da müssen wir uns jetzt keine Gedanken mehr machen!

Ansonsten ist alles wie immer in China, der Verkehr ist dicht, aber im Vergleich zu Indien und Süditalien harmlos und gesittet und geradezu leise, die hupen ja kaum! Massagen sind immer noch preiswert, Essen gehen auch – aber nicht mehr ganz so wie in den letzten Jahren, schliesslich hat der Yuan gegenüber dem Euro auch um 10% an Wert gewonnen. Wenn’s nach den Amerikanern gehen sollte, dann wäre es noch teurer!

Hanne und ich erwandern Beijing im Fast Walking, von Steffi und Till laufen wir den zweiten Ring neunzig Minuten lang bis zum Nordeingang des Beihai–Parks. Ein Teil des Wegs kann man noch durch untouristische Hutongs laufen, die ohne Läden für die ausländischen Besucher Beijings. Grosse Baustellen lassen uns vermuten, dass das bald der Vergangenheit angehören wird.


Am südlichen Ausgang des Parks befindet sich der Nordeingang der verbotenen Stadt, aber dafür ist es heute zu spät. Wir laufen parallel an ihr vorbei bis zum „Tiananmen“. Fast verpassen wir Mao im romantischen Abendrot: Im letzten Innenhof strömen die Massen aus der verbotenen Stadt, um die chinesische Armee in preussischem Gardemass von mindestens einem Meter neunzig im Stechschritt exerzieren zu sehen – wundervoll wie die das machen, da werden Erinnerungen wach! Im Pulk erreichen wir endlich den Platz: „HimmelFriedenTor“  und tatsächlich, Mao blickt noch voll schräg in die Sonne! Ich bin’s zufrieden!

Und wie kommen wir jetzt zurück? Der riesige Platz ist immer abgesperrt, man kommt nur durch eine Sicherheitskontrolle hinüber. Entlang der Strassen wird den Fussgängern der Weg durch ineinander verhängte Metallgitter versperrt, Busse und Taxis fahren vorbei, ohne dass wir sie erreichen können.
Also bleibt nur die U-Bahn! 500 m hinter Maos Mausoleum sehen wir die Station schon von weitem. Um dahin zu kommen, müssen wir eine Strasse unterqueren, dann in die falsche Richtung 200 m an den Absperrungen vorbei und auf der anderen Seite wieder zurück laufen, noch mal durch eine Unterquerung, wieder rauf um dann endlich in die U-Bahn Station abzutauchen. Zwei Yuan kostet die einfache Fahrt in einer Richtung pro Person – 20 Eurocent! Damit kann man über eine Stunde lang von einem Ende Beijings zum anderen fahren  Die Linie 2 in Richtung Osten ist prall gefüllt. Nach vier Stopps müssen wir umsteigen in die Linie 1, weiter gen Osten. Hier stehen mindestens zwei tausend müde und zu allem entschlossene Chinesen auf dem Bahnsteig in zehn Reihen hintereinander. Die erste Bahn kommt, jeder Waggon hat nur zwei Türen, wir drängeln, stossen mit allen verfügbaren Ellenbogen und schaffen es nicht, der Zug war bei seiner Ankunft schon hoffnungslos überfüllt! Aber, jetzt wissen wir, wo die Türen sind. Den nächsten Zug erklimme ich, eisern Hannes Hand umklammernd, sie entert den Waggon fünf Personen nach mir – immer noch meine Hand haltend!
Die Letzten, die die Tür hinter sich schliessen lassen, relaxen nach der Abfahrt des Zuges an die Scheibe gepresst bis zum nächsten Halt. Niemand steigt aus, nur drei weitere ein. Sie drehen sich in bewundernswerter Technik schon auf dem Bahnsteig um, drücken rückwärts durch die Tür – und schaffen es! Dann müssen wir aussteigen. Von hinten spüren wir an dem zunehmenden Druck, dass wir nicht allein sind. En masse werden wir auf den Bahnsteig gespuckt. Von Linie 1 zur super modernen Linie 10 geht es fast einen Kilometer weit unterirdisch zu Fuss, noch einmal rein drängeln und schon sind wir da. An den diplomatischen Vertretungen von Norwegen, Italien und Palestina vorbei – hier biegt man links ab, dann kommen rechts noch die Botschaften von Botswana, Frankreich, Zimbabwe, Jemen, Martinique und Marokko und genau da gegenüber wohnen unsere Kinder und Emil natürlich auch!
Morgen gehen wir mal wieder gemütlich zu Starbucks!

Montags, Mittwochs und Freitags kommt die „Ayi“, die „Tante“ –  Da Lin, eine junge Frau, die Steffi und Till von Kollegen geerbt haben. Sie putzt, wäscht, bügelt und räumt auf. Nach vier Stunden ist sie wieder weg. Als Steffi schwanger war, hat sie ängstlich gefragt, wann wir denn kommen würden – sie hatte Angst, ihren Job zu verlieren. In China bleiben die jungen Mütter nach der Geburt einen geschlagenen Monat im Bett und waschen sich die Haare nicht. Oma kümmert sich um alles, kocht starke Hühnerbrühe und versorgt das Kind! Erleichtert war Da Lin, als sie hörte, dass wir erst fünf Wochen nach der Geburt kommen und auch nur zehn Tage bleiben. Verstanden hat sie es nicht sofort! „Wer versorgt denn dann die junge Mutter und das Kind?“

Raus an die frische Luft dürfen die chinesischen Babys erst nach ein paar Wochen – durchaus verständlich im versmogten Peking, oder? Wir ziehen trotzdem mit unserem Emil los, Ende Oktober ist plötzlich der Frühling wieder ausgebrochen mit Temperaturen um 20 C. Der Kleine im Kinderwagen hat nicht nur unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, jeder will mal hinein blicken – strahlende Gesichter!
Im Shopping Center fragt mich eine Chinesin wie alt Emil denn sei. Offensichtlich sieht man es mir an, dass ich der Landessprache nicht mächtig bin, sie spricht nicht mit mir, sondern zeigt mir drei Finger und zaubert ein Fragezeichen auf ihr Gesicht. Ich zeige ihr alle Finger der einen und noch einen der anderen Hand, soll heissen: sechs Wochen! Steffi korrigiert mich, die Chinesin meinte sicherlich drei Monate, mit drei Wochen zeigt sich noch kein Baby in der Öffentlichkeit – dass der kleine Emil schon sechs Monate alt sein soll, kann sie dann unmöglich geglaubt haben.
Kommunikation mit Handzeichen kann eben zu Missverständnissen führen!

Da Lin kommt am Freitag plötzlich nicht. Wir machen uns Sorgen! Sie hat Stress in ihrer Unterkunft. Dort teilt sie sich mit ihrer kleinen Schwester ein Zimmer. Die Männer nebenan trinken und spielen die ganze Nacht hindurch Mah Jong.


Sie hat sich beschwert, aber es gab Ärger. Die Schwestern werden sich eine andere Unterkunft suchen. Da Lin ist verheiratet und hat einen Sohn, der seit ein paar Monaten zur Schule muss. Ihr Mann hat in einer anderen Stadt, im Nordosten Chinas, endlich Arbeit gefunden und kommt nur noch selten nach Beijing. Der Sohn lebt jetzt bei seinen Grosseltern in Zentralchina, weit weg auf dem Land. Da Lin und ihr Mann stammen nicht aus Peking, deshalb kann ihr Sohn hier nicht in die Schule gehen, sondern nur in ihrem Heimatdorf. Vielleicht ginge es doch in Peking, dann müssten seine Eltern der Schule aber grosszügig und immer wieder spenden, und das können sie sich nicht leisten. Während der China-weiten Ferienwoche um den Nationalfeiertag am ersten Oktober, wollte Da Lin ihren Sohn und seine Grosseltern besuchen, hat aber kein Zugticket bekommen. Uns wird bei dem Gedanken ganz komisch zu Mute. Trotz dieser etwas schwierigen Familiensituation strahlt sie immer, wenn sie morgens zur Arbeit kommt. Wir strahlen zurück und sagen brav: Ni Hao; sie antwortet mit dem englischen „Hello“. Am ersten Morgen drehe ich mich nach der freundlichen Begrüssung zu schnell um und verpasse ihr englisches: „I am so glad to see you again! Sie hat es am Tag zuvor extra für uns auswendig gelernt – es ist mir peinlich. Steffi hat’s gemerkt, und bei Hanne klappt es dann, wir klatschen Beifall.
Als Malte und Meike letztes Jahr Weihnachten hier waren, hatte Malte sich vorbereitet und stellte sich Da Lin als Tills grosser Bruder vor – auf Chinesisch! Sie vertraute seinen Fremdsprachenkenntnissen ohne Vorbehalte und plapperte fröhlich drauf los – auf Chinesisch!

So eine richtig gute Fussmassage ist Balsam für die Seele, Glücksgefühle kommen auf und somit erhöht sich das allgemeine Wohlbefinden – für die Füsse ist es auch noch gut! In Shanghai vor vier Jahren tat es manchmal weh, wenn die so richtig loslegten. In Beijing geht es etwas sanfter zu! Hanne traut dem Frieden nicht, und so ziehe ich meist allein los. Man muss aufpassen, immer wieder versuchen sie, einem die eine oder andere Zusatzleistung anzudrehen, die preislich in keinem Verhältnis zur Massage steht, vorzugsweise auf Chinesisch, das Missverständnis ist vorprogrammiert. In dem einem Institut hatte Steffi noch den Preis ausgehandelt, nachmittags, 60 min Body Massage für 98 Yuan. Der junge Mann mit der Nummer 109 macht das hervorragend! Als ich zahlen will, reichen mir die Damen – zwei sitzen da mindestens an der Kasse – einen Zettel mit 143 Yuan. Ich protestiere freundlich auf Englisch, sie beharren und zeigen mir den Prospekt mit dem Preis für 90 min – 143 Yuan. Ich protestiere schon etwas weniger freundlich und bestehe auf 60 min – eine der Damen gibt schon dauernd: „Oh, sorry, oh, sorry, sorry, sorry!“ von sich, es ist ihr peinlich! Dann kommt eine Dritte, lässt sich von den beiden die Story erzählen und zeigt mir dann den Zettel mit 98 Yuan: „Sorry, sorry, sorry!“ Haben sie es jetzt eingesehen oder sich der Macht des sturen Ausländers gebeugt?
Am Tag darauf im selben Institut mache ich den Fehler, nicht nach dem Spezialpreis für den Nachmittag zu fragen, und 158 Yuan für eine Fussmassage, 80 min, kommen mir schon etwas hoch vor – da habe ich mir prompt die Version mit den speziellen Ölen andrehen lassen – warum nicht?

Im edlen Village Shopping Center im San Li Tun Distrikt, gleich neben der Wohnung unserer Kinder, ist alles teurer, auch die Massagen, aber nach sechs langen  Pflasterkilometern, mit Emil, Kinderwagen und Shopping, will ich es bequem! Mir gefällt die übersichtliche Broschüre dieses Salons, ich kann allerdings die meisten Namen der angebotenen Produkte nicht deuten: Foot Massage 168 Yuan, ok! Qion Foot Massage 198 Yuan? Geizig nehme ich auch nach insistierendem Nachfragen die billigere! In dem kleinen Raum lässt man mich diskret allein, bis ich meine Schuhe und Socken ausgezogen habe. Nummer 33 ist bezaubernd niedlich, sie strahlt mich an, als sie den Plastikbottich, innen mit einer Plastiktüte ausgeschlagen, und mit heissem Wasser gefüllt, vor den überdimensionalen Liegesessel stellt und mir bedeutet, die Füsse hinein zu stellen. Diese Tröge sind im Vergleich zu den Sesseln immer etwas klein, meine Füsse stossen hinten und vorn an, während ich in dem riesigen Sessel wahrscheinlich winzig aussehe. Sie reicht mir die Fernbedienung und zeigt auf den Flachbildschirm, ich winke ab. Klimaanlage? Musik? Ich verstehe nichts und gebe zu verstehen, dass alles bestens ist. Eine zweite junge Dame zeigt mir die Karte mit der Auswahl der Getränke. Ich entscheide mich für den Ingwer Tee mit dem verheissenden Wörtchen „free“ dahinter, und der ist wirklich lecker! Während meine Füsse einweichen, darf ich mich in dem Bottich umdrehen und auf dem grossen Hocker dahinter Platz nehmen. Zehn Minuten massiert sie durch ein Tuch über meinem Hemd meine Schultern, den oberen Rücken und den Nacken – genau da wo ich es brauche – Ruth, du weisst wo, oder? In beredten Worten teilt mir die niedliche Nummer 33 mit, dass da doch erhebliche Verspannungen existieren – ich verstehe nichts und weiss genau wovon sie redet.
Jetzt drehe ich mich wieder um und lasse mich mit meinem leckeren Ingwergetränk entspannt nach hinten sinken. Hmmm, da ist eine aufgeschnittene, getrocknete Pflaume drin, die gibt der Schärfe die Süsse! Nummer 33 wäscht meine Füsse bis zu den Knien. Dann legt sie sie einzeln, nacheinander – man darf selbst keinen Muskel rühren, ganz entspannen! – auf den grossen Hocker, trocknet sie ab, rückt den Hocker so zurecht, dass die Waden aufliegen und die Fusssohlen gerade das Ende überragen und beginnt, selbst auf einem kleineren Hocker dahinter sitzend, meine Füsse und Waden einzucremen. Erst den einen Fuss, dann wird der, noch warm, gut eingewickelt und sie nimmt sich den anderen vor. Ich versinke im siebten Himmel – so eine grossartige Fussmassage hatte ich lange nicht mehr! Des Öfteren drücke ich mein Wohlbefinden aus, lächle und sage: “Very good!“ – sie strahlt zurück. Dann kommt sie an meine Seite und drückt einen Knopf auf der Fernbedienung, zeigt auf mein leeres Teeglas und fragt, ob ich denn nicht einen weiteren Tee haben möchte? Ich verstehe Bahnhof, nicke aber freundlich. Ihre Kollegin nimmt die Bestellung entgegen und ein paar Minuten später steht er vor mir. Wieder strahle ich!
Am Ende wäscht Nummer 33 meine Füsse noch mit einer Peeling Creme, trocknet sie ab und setzt auf jede Fusssohle eine dieser kleinen Saugglocken, die ihre alle aus Tanz der Vampire kennt – ich glaube, Roman Polanski hatte diese Dinger im Film auf dem Rücken! Ich bin begeistert – sie hat es super gemacht und sich eigentlich ein Trinkgeld verdient, aber diesbezüglich halte ich mich an meine Kinder, die sagen, dass das einfach nicht üblich ist. An der Kasse zeigt man mir den grossen Taschenrechner, er zeigt 168 Yuan und ich bin zufrieden! Nummer 33 drückt mir noch die Karte des Instituts in die Hand, ich nehme den Stift und schreibe 33 drauf – alle drei Damen kichern glücklich: Zai Jian winkt man mir freundlich nach. Beim nächsten Mal werde ich fragen, wie Nummer 33 heisst!
Jetzt habe ich ein Problem, eigentlich müsste ich Hanne die 33 empfehlen, denn es hat gar nicht weh getan und war trotzdem intensiv, aber, wenn wir zusammen hingehen, und allein geht sie nie, möchte ich von der 33 massiert werden!

Das Problem löst sich von selbst, als ich zwei Tage später mit Hanne erscheine, ist meine liebe 33 gar nicht da oder schon beschäftigt. Hanne hat Pech, denn an ihren Füssen macht sich der junge Mann zu schaffen und wieder ist für sie die Massage an der Schmerzgrenze. Ich verstehe es nicht und geniesse in vollen Zügen – mich  versorgt eine junge Dame!

Am letzten Abend gehen wir mal wieder zum Pekingenten Restaurant. Es ist dort immer voll, man muss vorbestellen und wartet nach der Anmeldung noch eine Weile. Derweil bedient man sich selbst aus einem Chateau Cardbord mit einem warmen Weisswein oder einem mittelguten Roten, nimmt an einer Art Bar Platz und beobachtet durch eine Glasscheibe, wie acht bis zehn Köche die Enten aus dem Steinofen holen. Wie in einem überdimensionalen Pizzaofen hängen sie dort und garen. Immer wieder werden sie mittels einer langen Stange durch eine offensichtlich fette Flüssigkeit gezogen. Es zischt und Stichflammen schlagen hoch beim Kontakt mit dem offenen Feuer im Ofen. Wird eine Ente für gut befunden, hängt sie kurz an einem Metallgestell vor dem Ofen und direkt vor den Augen der Betrachter hinter der Scheibe. Die Haut wird oben am Hals einmal durchbohrt, um das Fett aus dem geschlossenen Inneren der Ente abfliessen zu lassen. Dann wird das gute Stück serviert. Am Tisch erhält jeder Gast eine Schale mit verschiedenen Köstlichkeiten, einer schwarzen, dicken, süsslich würzigen Masse, winzigen Rettich-, Gurken- und Lauchstangen, püriertem Knoblauch, einer süssen Bohnenpaste, etc.. Einer der Köche säbelt am Tisch die knusprige Haut und das darunter liegende Fleisch der nun nicht mehr fetten Ente ab und schichtet es kunstvoll auf einen Teller. Separat werden  die beiden Flügelknochen und der geteilte Kopf, beides mit knuspriger Haut überzogen, präsentiert. Dazu gibt es dünne Pfannkuchen. Eine der emsigen Bedienungen demonstriert, wie man es machen soll! Erst ein Stück knuspriger Haut in Zucker tunken – lecker! Dann ein oder mehrere Stückchen Fleisch und/oder Haut durch die schwarze Masse ziehen und auf den Pfannkuchen legen, darauf die anderen Dinge dekorieren, den Pfannkuchen zusammen falten – alles nur mit Stäbchen versteht sich, Hände gelten generell als zu schmutzig, um zum Mund geführt zu werden – und hinein! Wer geschickt genug ist, kann einmal abbeissen und dann nachlegen, es lässt sich so besser und europäisch vornehmer kauen! Grossartig!!!!
Dies ist traditionell das teuerste Essen, das wir in China zu uns nehmen: 850 Yuan, 90 Euro für vier Personen, inkl. aller Getränke und weiterer zusätzlicher Kostbarkeiten, wie einem riesigen Teller mit frittierten Garnelen, Bambussprossen, Huhn mit Erdnüssen, usw.!

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